Final-Kracher beim Afrika-Cup kein Selbstläufer
Libreville (dpa) - Die Ehrfurcht vor den Brasilianern Afrikas ist riesengroß. Die Außenseiter aus Mali schwärmen vor dem Afrika-Cup-Halbfinale am Libreville geradezu vor der vermeintlich übermächtigen Elfenbeinküste.
„Wir begegnen dem zurzeit stärksten Team Afrikas“, sagte Malis Abwehrspieler Cedric Kante. Sein französischer Trainer Alain Giresse forderte gegen die ivorischen Ballkünstler höchste taktische Disziplin bei der kollektiven Defensivarbeit. „Nur als Team haben wir eine Chance.„ Und: „Wir werden es langsam angehen lassen“. Schließlich sei das Team um Chelseas Superstar Didier Drogba „das Brasilien von Afrika“.
„Wir nehmen die Favoritenrolle an, aber in einem Spiel ist alles möglich“, sagte Drogba. Die Ivorer haben bislang alle vier Partien gewonnen und blieben dabei ohne Gegentor. In zahlreichen Medien wird bereits jetzt auf den ersehnten Final-Kracher Elfenbeinküste gegen Ghana vorausgeblickt. Aus dieser geringen Wertschätzung ziehen auch die Überraschungskicker aus Sambia ihre Motivation im ersten Halbfinale gegen den viermaligen Afrika-Cup-Champion Ghana.
„Meine Mannschaft ist bereit, es mit jedem Team aufzunehmen“, tönte Sambias Coach Hervè Renard, „es war immer unser Ziel vor dem Beginn des Turniers, ins Halbfinale zu kommen, aber nun wollen wir noch weiter.“ Seinen Mittelfeldspieler Clifford Mulenga hat er nach Hause geschickt - Mulenga hatte die Ausgehsperre nicht beachtet. Renard meint es verdammt ernst. Sambia war letztmals 1994 im Finale, nur ein Jahr nachdem bei einem Flugzeugabsturz alle Stammspieler ums Leben gekommen waren. Das Flugzeug war nur 500 Meter vor Libreville in Gabun ins Meer gestürzt - in Libreville wird im Finale am Sonntag der Afrika-Meister 2012 ermittelt.
Ghanas Mittelfeldspieler Sulley Muntari warnte sein Team, die Sambier nicht zu unterschätzen. Schließlich hatten sie im Viertelfinale den Sudan locker mit 3:0 besiegt. „Niemand hatte erwartet, dass Sambia so weit kommt. Sie sind nicht nur aus Glück im Halbfinale, sondern spielen sehr guten Fußball“, sagte der Star von Inter Mailand.
Auch für die Asse der Elfenbeinküste ist die Aufgabe gegen den Weltranglisten-69. Mali kein Selbstläufer. „Wir werden Mali nicht unterschätzen“, erklärte Drogba, „wir wollen ins Finale und dafür müssen wir gewinnen.“ Nach dem Vorrunden-Aus bei der WM 2010 will das Starensemble von Coach Francois Zahoui nun bei der Kontinental-Meisterschaft Wiedergutmachung betreiben. „Es wäre großartig für mich und Yaya, am Ende die Trophäe in die Höhe zu recken“, sagte Manchester-City-Verteidiger Kolo Touré. Aus der Bundesliga Eliteklasse sind Arthur Boka (VfB Stuttgart) und Didier Ya Konan (Hannover 86) dabei.
Vor 20 Jahren standen sich die Elfenbeinküste und Ghana schon einmal im Endspiel um die afrikanische Fußball-Meisterschaft gegenüber. Die Ivorer hatten damals den nervenaufreibenden Elfmeter-Marathon erst nach dem 24. Schuss gewonnen - bis heute ihr einziger kontinentaler Titel.