Frühstück und Foto-Shootings im EM-Stadion
Posen (dpa) - Frühstück und Dinner auf dem heiligen Rasen, Playmates in den Duschkabinen - die Vermarkter des Posener Stadions werben ideenreich für die als erste in Polen fertiggestellte EM-Arena. Jetzt blicken die Organisatoren gespannt der EM-Auslosung am Freitag entgegen.
Hier und da bauen Arbeiter am Rande des Städtischen Fußballstadions in Posen noch neue Wege. Ansonsten wirkt die Arena rein äußerlich bereit für das Großereignis EM 2012. Auch im Innern des Stadions mit seinen 43 000 neuen Sitzen und modernster Technik sieht fast alles perfekt aus - bis auf das Allerheiligste: der Rasen. Er musste schon mehrfach ausgetauscht werden, zuletzt Anfang November.
Rasen aus Ungarn oder auch der berühmte holländische wurde schon verlegt - ohne durchschlagenden Erfolg. Nun soll es einheimisches Grün richten, sagt Kostiantyn Mazur von der Gesellschaft „EURO Poznan 2012“, die das Stadion vermarktet. Er sehe keine Probleme mit dem Rasen. Er habe nur kaum Zeit zum Anwachsen, da er sofort bespielt wurde. Schließlich seien gleich zwei Clubs im Stadion zu Hause - Lech Poznan und Warta Poznan.
Einen weiteren Wechsel soll es nach dem Willen der Verantwortlichen vor der EM jedenfalls nicht mehr geben. Das neue Grün sei stabilisiert worden, erklärt Ryszard Zukowski, Direktor der kommunalen Gesellschaft POSIR. „Ich gehe davon aus, dass der jetzige Rasen bis zur EM den Anforderungen standhält.“
Nach jahrelangem Umbau und Modernisierung ist das Stadion im September 2010 eröffnet worden - gut zwei Jahre vor der EM, die Posen drei Vorrundenspiele der Gruppe C beschert. Gespannt blicken die Macher an diesem Freitag nach Kiew, wo die Gruppen für die EM und damit auch die in Posen antretenden Mannschaften ausgelost werden.
Neben Fußballspielen musste das Geläuf schon einige andere Ereignisse aushalten: ein Konzert von Sting mit dem London Royal Philharmonic Orchestra, einen Motocross-Wettbewerb sowie weitere Aktionen, mit der „EURO Poznan 2012“ um Sympathie für das Stadion wirbt.
Im Sommer diente der Rasen etwa als Kulisse für ein Frühstück mit dutzenden Teilnehmern, die sich bei Facebook gemeldet hatten. Zu einem Abendessen fand sich hingegen der Sieger eines Schreibwettbewerbs mit seiner Partnerin ein. Die beiden dinierten bei Kerzenschein und klassischer Musik mitten auf dem Spielfeld. Für ein Foto-Shooting räkelte sich jüngst eine Playmate-Elf auf dem Grün, kletterte aufs Dach und testete die Duschen.
Wer sich nicht für ein Herrenmagazin ausziehen, sondern nur ein Spiel sehen will, muss strenge Sicherheitshürden überwinden. „Vor dem Ticketkauf muss jeder Besucher Namen und Ausweisnummer registrieren lassen. Er erhält dann eine Fankarte, mit der er die Eintrittskarte kaufen kann“, erklärt Mazur. Fankarten sind inzwischen in ganz Polen Pflicht.
In Posen werden die Zuschauer in den elektronisch überwachten Eingängen auch fotografiert. Dort hängen zudem große Tafeln mit Hinweisen auf 15 verbotene Gegenstände. Unter anderem dürfen Zuschauer keine großen Flaggen, religiöse oder politische Propagandamaterialien, Waffen oder auch die Vuvuzela-Plastiktröten mitbringen. 173 Kameras beobachten die Zuschauer während des Spiels. „Wenn es Probleme geben sollte, wissen wir gleich, wer wo gesessen hat“, erklärt Mazur.
Nicht nur die Zuschauer, sondern auch die Fußballer sollen die Spiele entspannt überstehen. In den Kabinen gibt es indirektes Licht, Whirlpools und Schranktüren, die sich nicht zuknallen lassen.