„Genie“ Messi nimmt nach Gala das Triple ins Visier
Barcelona (dpa) - Lionel Messi brachte alle zum Ausrasten. Die Glanzleistung des vierfachen Weltfußballers beim Pokalsieg des FC Barcelona riss sogar König Felipe VI. auf der Ehrentribüne des Camp Nou vom Sitz.
Der TV-Kommentator des Senders „Telecinco“ fragte nur noch: „Wo kommt dieser Außerirdische bloß her?“ Messi überstrahlte trotz gemeinsamen Torrekordes mit seinen Sturmpartnern Neymar und Luis Suárez mal wieder alle. Zwei Treffer erzielte der Argentinier beim 3:1-Sieg des spanischen Meisters gegen Athletic Bilbao gleich selbst. Eine Woche vor dem Finale der Champions League am Samstag in Berlin gegen Juventus Turin und dem möglichen Triple ist Messi in beängstigender Form für jeden Gegner.
„König Leo“, „ET“, „Genie“, „Gott“ - Spaniens Presse suchte am Sonntag nach neuen Superlativen für den 27-Jährigen. „Ich hatte gesagt, man kann Messi kaum stoppen“, sagte Bilbaos Trainer Ernesto Valverde resignierend. „Was Messi heute gemacht hat ist ein Skandal“, meinte Kapitän Xavi, der sein letztes Pflichtspiel als Barcelona-Profi im Camp Nou bestritt, ehe er nach Katar wechselt: „Er ist der beste Fußballer aller Zeiten. Es ist ein Luxus, ihn im Team zu haben.“
Bei seinem ersten Tor in der 20. Minute hatte Messi mit einem spektakulären Zwölf-Sekunden-Slalomlauf an der rechten Außenlinie vier Gegner schwindelig gespielt und Torwart Herrerín mit einem Flachschuss keine Chance gelassen. Viele Fans schüttelten während des Jubels ungläubig den Kopf. Nach dem 2:0 durch Neymar (36.) machte Messi vor 99 000 Zuschauern in der 74. Minute alles klar, bevor Iñaki Williams per Kopf (79.) das einzige Gäste-Tor erzielte.
Mit Suárez und Neymar stellte Messi en passant einen Rekord auf: Das Trio erzielte diese Saison in 59 Pflichtspielen zusammen 120 Tore. Die bisherige Bestmarke eines Angriffstrios in Spanien lag bei 118 Treffern aus dem Jahr 2012 durch das damalige Real-Madrid-Gespann Cristiano Ronaldo, Karim Benzema und Gonzalo Higuain.
Torrekord, das sechste Double nach 1952, 1953, 1959, 1998 und 2009 - aber noch nicht am Ende: Die Schützlinge von Luis Enrique haben das zweite Triple nach 2009 - damals unter dem jetzigen Bayern-Coach Pep Guardiola - im Visier. Xavis Worte wenige Minuten nach Abpfiff des Finales der Copa del Rey klingen wie eine Drohung in Richtung Juventus: „Wir sind alle frisch. Wir wollen mehr, wir wollen Geschichte schreiben.“ Trainer Enrique bremste: „Unschlagbar sind wir nicht.“ Mit diesem Messi aber fast.
Rund 10 000 Fans machten am Canaletes-Brunnen von Barcelona die Nacht zum Tage und skandierten immer wieder. „Messi, Messi“ und „Campeones, Campeones“. Abwehrmann Gerard Piqué machte noch auf dem Rasen eine Flasche katalanischen Champagners auf, ließ sich mit Gattin Shakira und dem Pokal fotografieren und sagte: „Wenn wir jetzt auch noch die Champions League gewinnen, ist das die perfekte Saison.“
Vielleicht nicht ganz so perfekt. Weil Fans beider Teams vor dem Hintergrund der Unabhängigkeitsbestrebungen in Katalonien und dem Baskenland die spanische Nationalhymne vor Anpfiff mit einem lautstarken Pfeifkonzert übertönt hatten, kündigte die Regierung in Madrid für Montag Ermittlungen und eventuelle Sanktionen an.