Gewalt beim Pokalfinale schockt Italien
Nach einer Schießerei schwebt ein Fan in Lebensgefahr.
Rom. Die erneute Eskalation der Gewalt mit Schüssen und einem lebensgefährlich verletzten Fan vor dem Pokal-Finale hat Italiens Fußball schockiert. „Was für eine Schande“, titelte der „Corriere dello Sport“ am Wochenende, nachdem der 3:1-Sieg des SSC Neapel über den AC Florenz im Endspiel um die Coppa Italia von Gewalt überschattet worden war. Mindestens zehn Menschen wurden bei Krawallen und Auseinandersetzungen in Rom verletzt, drei Neapel-Fans von Schüssen getroffen. Ein 30-Jähriger kämpfte am Sonntag noch um sein Leben.
Die Empörung in Italien war am Tag nach dem Skandal-Finale groß. Der Präsident des italienischen Fußball-Verbandes (FIGC), Giancarlo Abete, urteilte: „Der Fußball ist das Opfer dieser Situationen: Die Ultras nutzen die Stadien für Machtdemonstrationen.“ Auch Roms Bürgermeister Ignazio Marino verurteilte die Vorfälle als „beschämend und intolerabel.“ Die „Gazzetta dello Sport“ kommentierte: „Schüsse in Rom, Blut auf dem Fußball. Was für ein Alptraum.“
Schon vor dem Spiel war es zu Auseinandersetzungen zwischen rivalisierenden Fangruppen gekommen, Feuerwerkskörper flogen, fünf Ordnungskräfte wurden verletzt. Ein polizeibekannter 48 Jahre alter Hooligan des AS Rom schoss auf drei Neapel-Fans. Er kam selbst mit Verletzungen ins Krankenhaus, die Polizei ermittelt wegen versuchten Mordes.
Das 30 Jahre alte am schwersten verletzte Opfer der Schießerei musste notoperiert werden, nachdem eine Kugel seine Lunge durchschlagen und die Wirbelsäule verletzt hatte. Neapels Präsident Aurelio De Laurentiis widmete ihm den Pokaltriumph und verschob die Feier. „Es wäre nicht respektvoll, heute in Neapel zu feiern“, erklärte er.
Der italienische Fußball kämpft seit Jahren mit der eskalierenden Gewalt und findet kein Rezept - trotz aller Rufe nach Konsequenzen. „Es muss etwas getan werden, um zu verhindern, dass sich so etwas wiederholt“, forderte Senatspräsident Pietro Grasso, der das Spiel im Stadion verfolgte. „Ein Fußballspiel darf sich nicht in einen Bandenkrieg mit Gewalt verwandeln.“ dpa