Guardiola kokettiert mit Wechsel in Premier League
London (dpa) - Das Verwirrspiel um die Zukunft von Josep Guardiola nimmt weiter Fahrt auf - und ein kleines bisschen ist der Starcoach sogar selbst Schuld daran.
In einem jetzt veröffentlichten Grußwort an den englischen Fußballverband FA kokettierte der immer wieder mit dem FC Bayern in Verbindung gebrachte Spanier offen mit einem Wechsel auf die Insel und schürte entsprechende Spekulationen. „Ja“, unbedingt wolle er einmal als Trainer oder Manager in der Premier League arbeiten, berichtete Guardiola in dem zweiminütigen Videoclip auf der FA-Internetseite. Die Fans mehrerer englischer Spitzenclubs, die am 41-Jährigen teils offen Interesse zeigen, dürften da besonders gespannt hingehört haben.
Ihr 150. Bestehen feiert die englische „Football Association“ in diesem Jahr - und hat den von allen Seiten umworbenen Guardiola wohl vor allem dank dieses Jubiläums zu der Stellungnahme überreden können. Genau wie am Vortag schon Real Madrids Coach José Mourinho, der ähnliches verlautbart hatte.
Das Video taucht als Ausnahmeerscheinung in einer Zeit auf, in der wild über den nächsten Verein des auch in München hoch geschätzten Guardiola spekuliert wird; in der andererseits aber kaum belegbare Fakten auftauchen. Klar ist nur, dass er seine Trainerauszeit bald beenden und zur kommenden Saison wieder durchstarten will.
In England gelten mit Manchester United, Manchester City und dem FC Chelsea gleich drei Großkaliber als Interessenten. Glaubt man Guardiolas Geburtstags-Aussagen, hat er die Insel ins Herz geschlossen. „Als Spieler konnte ich meinen Traum, dort zu spielen, nicht realisieren“, erklärte er - nun aber wolle er von der Bank aus bald England-Erfahrung sammeln. „Ich will die Fans spüren, das Umfeld, die Medienwelt, den Stil der Spieler und alles“, sagte er und bezeichnete die Premier League als „einzigartig“.
Zu Gerüchten, auch der FC Bayern verhandele mit ihm, äußerte sich Guardiola in dem FA-Grußwort natürlich nicht. Die „Süddeutsche Zeitung“ berichtete über fortgeschrittene Verhandlungen mit dem Spanier. Die Münchner hatten zuvor noch eine sich angeblich abzeichnende Verpflichtung zurückgewiesen und betont, zunächst mit dem jetzigen Coach Jupp Heynckes über dessen auslaufenden Vertrag zu reden. Sportvorstand Matthias Sammer hatte bereits angekündigt, „dass die Superlösung Jupp Heynckes entweder bleibt oder wir eine Superlösung zu präsentieren haben“.
Guardiola-Biograf Guillem Balague hält es jedenfalls für unwahrscheinlich, dass sich der einstige Erfolgsgarant des FC Barcelona schon entschieden hat. „Pep Guardiola ist mit niemanden über nichts einig“, schrieb der Journalist in einem Blogeintrag. Unter dem Titel „Another Way of Winning“ hatte der Reporter erst im November auf 153 Seiten ein Guardiola-Buch herausgebracht - und sich zuvor freilich auch intensiv mit dem Fußballästheten beschäftigt.
Alle Gerüchtestreuer müssten bedenken, dass „Pep kein normaler Manager ist. Er wird 100 000-mal über seine Entscheidung nachdenken. Und Treffen mit Vereinen finden statt, weil er wissen will, wo er dran ist, was sie ihm anbieten“, meinte Balague. Klar sei aber, dass Guardiola die deutsche Beletage schätze: „Raul hat in hohen Tönen mit ihm über die Bundesliga gesprochen und ihn davon überzeugt, dass sie eine der stärksten Ligen der Welt ist“, behauptete Balague. Das dürften dann auch die Bayern-Anhänger gerne lesen.