Hiddink soll van Gaal bei Oranje beerben - Koeman sauer
Amsterdam (dpa) - Guus Hiddink kann es nicht lassen. Auch mit 67 Jahren drängt der Niederländer noch auf die große Fußball-Bühne und soll zum zweiten Mal in seiner Karriere Bondscoach in seinem Heimatland werden.
Nach übereinstimmenden niederländischen Medienberichten tritt Hiddink nach der Weltmeisterschaft 2014 die Nachfolge von Louis van Gaal an und erhält beim Königlichen Niederländischen Fußball-Verband (KNVB) einen Vierjahresvertrag. Nach zwei Jahren und der Europameisterschaft 2016 in Frankreich soll Hiddink allerdings in eine leitende technische Funktion im Verband wechseln.
„Hiddink bei Oranje ist eine Frage der Zeit“, titelte das „Algemeen Dagblad“, nachdem am Wochenende die prinzipielle Einigung zwischen Hiddink und dem KNVB durchgesickert war. Anfang Januar, wenn Hiddink von einer Afrika-Reise zurück ist, soll der Kontrakt unterzeichnet werden.
Der ehemalige Bayern-München-Trainer van Gaal hatte bereits frühzeitig erklärt, dass er seinen Vertrag als Bondscoach nicht verlängern wird. Van Gaal hatte den Posten erst 2012 nach dem enttäuschenden Vorrunden-Aus bei der Europameisterschaft in Polen und der Ukraine vom jetzigen HSV-Trainer Bert van Marwijk übernommen. Mit der ungeschlagenen Qualifikation für die WM in Brasilien hatte sich der 62-Jährige, von 2000 bis 2002 schon einmal Bondscoach, seinen Traum von einer Weltmeisterschaft aber erfüllt. Das Ticket für die WM 2002 hatte van Gaal damals verpasst.
Hiddink, derzeit ohne Job, hatte die Elftal schon von 1994 bis 1998 betreut und bei der WM 1998 in Frankreich das Halbfinale erreicht. Danach feierte er auch mit Südkorea, das er bei der Heim-WM 2002 ins Halbfinale gegen Deutschland führte, Australien (Achtelfinale bei der WM 2006 in Deutschland) und Russland (Halbfinale EM 2008) Erfolge.
In den vergangenen Jahren begann sein Stern aber zu sinken. 2010 verpasste er mit Russland die Qualifikation für die WM in Südafrika, 2012 scheiterte Hiddink, zuletzt in Russland bei Anschi Machatschkala tätig, mit der Türkei in der Ausscheidung für die EM 2012.
Auch deshalb wird Hiddinks erneutes Engagement bei Oranje in den Niederlanden durchaus kritisch gesehen. „Er ist nie ein Erneuerer gewesen. Er hat nicht mehr die Energie von früher“, kritisierte Hiddinks ehemaliger Trainerkollege Co Adriaanse als Experte im niederländischen Fernsehsender NOS.
Lange Zeit hatte in den Niederlanden Ronald Koeman als designierter Nachfolger van Gaals gegolten. Der Europameister von 1988 hatte auch stets seinen Wunsch geäußert, einmal als Bondscoach arbeiten zu wollen. Dementsprechend sauer ist der aktuelle Trainer von Feyenoord Rotterdam auch über die Entscheidung. „Koeman steht kurz davor, zu explodieren“, schrieb „De Telegraaf“ am Montag.
Koeman selbst wollte nach dem 1:0 von Feyenoord gegen Groningen lieber nichts sagen: „Aber es wird der Moment kommen, an dem ich mich äußere“, kündigte der 50-Jährige angesäuert an. Beim KNVB wollte man die Medienberichte nicht kommentieren. „Ich bestätige nichts und ich dementiere nichts“, sagte KNVB-Direktor Bert van Oostveen nur. Doch für Hiddink ist die Sache klar. „Ich beschäftige mich jetzt schon mit Details“, sagte der 67-Jährige.