Iran feiert vierte WM-Teilnahme

Teheran (dpa) - An ein Fußball-Wunder in Ulsan hatten vor Monaten nicht einmal die größten Optimisten im Iran geglaubt. Entsprechend überschwänglich wurden im Gottesstaat der 1:0-Sieg in Südkorea und die damit perfekt gemachte vierte Teilnahme an einer WM nach 1978, 1998 und 2006 gefeiert.

„Der Fußballgott war diesmal auf unserer Seite“, sagte der TV-Kommentator des Spiels, der nach eigenen Worten in der vierminütigen Nachspielzeit einem Herzstillstand nahe war. Ähnlich dürften alle iranischen Fans empfunden haben.

Als der Schlusspfiff ertönte, strömten Hunderttausende in Teheran und Millionen in den Provinzen auf die Straßen. In der Hauptstadt ging nichts mehr, weil die Hälfte der Prachtstraße Wali-Asr von Feiernden blockiert war. Mit „Olé Olé“ und „Iran Iran“-Rufen gaben die Anhänger ihrer Freude Ausdruck. Einige tanzten zu brasilianischen Samba-Klängen, die aus einem Auto ertönten, wieder andere sangen frei nach dem Barry Manilow-Hit „We go to Copa, Copacabana“. Es wurde eine lange und sehr laute Nacht. Polizei und islamische Sittenwächter waren machtlos und ließen das Volk einfach feiern.

Die Medien feierten die „Helden von Ulsan“ mit heroisierenden Schlagzeilen. „Über die Hölle von Ulsan ins Paradies nach Rio“, schrieb die Agentur ISNA. „Euretwegen scheint für uns wieder die Sonne“, lautete die Überschrift der Zeitung Esteghlan. „Ihr habt die Iraner zum glücklichsten Volk der Welt gemacht“, so die Zeitung IRAN. Glückwünsche und Lob gab es auch von der politischen Führungsriege des Landes. Der iranische Verband lud für Mittwochnachmittag alle Fans ins Asadi-Stadion in Teheran ein, um mit den Spielern zu feiern. Auch diesmal waren allerdings nur Männer in der Arena zugelassen, Frauen durften nicht ins Stadion.

Kapitän Javad Nekounam bezeichnete den Sieg in Ulsan als ein kleines Geschenk an die Fans. „Wir waren den Fans nach den schlechten Spielen etwas schuldig, daher hat die gesamte Mannschaft alles dafür getan, die Fans mit diesem kleinen Geschenk wieder glücklich zu machen“, sagte der frühere Profi des spanischen Clubs CA Osasuna.

Die Freude kann indes nicht darüber hinwegtäuschen, dass die iranische Mannschaft ihrem Gegner Südkorea in allen Belangen unterlegen war. Iran gehört derzeit nicht einmal mehr in Asien zu den Top-Teams. „Da sind so viele Baustellen, da muss noch viel verbessert werden“, sagte Trainer Hussein Faraki. Auch der Schütze des goldenen Tores, Reza Ghoochannejhad, warnte: „Wenn wir nicht aufpassen, werden wir nicht mehr als eine Teepause für unsere WM-Gegner sein.“