Italien bejubelt Balotelli - „Nach Mailand gerannt“
Mailand (dpa) - „Benvenuto Super Mario - Bye Bye Mad Mario“. Italiens Fußball bejubelt die Rückkehr seines Super-Talents Mario Balotelli als grandiosen Transfer-Coup des AC Mailand und als Aufwertung seiner krisengebeutelten Serie A.
Milan-Clubchef Silvio Berlusconi rechtfertigte sich im TV-Interview sogar, Balotelli sei „kein Wahlgeschenk, sondern eine Entscheidung der sportlichen Leitung des Vereins“.
Der verlorene Sohn landete am Mailänder Flughafen Malpensa mit schwarz-rotem Schal und erzählte der Pressemeute: „Ich bin nach Mailand gerannt. Ich wollte hier schon seit langer Zeit spielen.“ Er kündigte an: „In diesem Trikot werde ich besser.“ Und: „Ich will einfach, dass die Fans mich lieben.“ Dann absolvierte er den Medizin-Check - und zwischendurch klingelte noch das Telefon: Berlusconi hieß ihn willkommen.
In England hielt sich der Abschiedsschmerz derweil in Grenzen: Ex-Nationalspieler Gary Lineker spottete via Twitter über den Inselflüchtling vor dessen Medizincheck in Mailand: „Ich bin neugierig, was sie in seinem Kopf finden werden.“
ManCity-Trainer Roberto Mancini verabschiedete sein Sorgenkind nach 900 Tagen, 80 Spielen, 30 Toren, vier Roten Karten und zuletzt mehr Eskapaden und Skandalen als Toren versöhnlich: „Wir lieben Mario als Kerl und als Spieler. Mario war für mich wie eines meiner Kinder“, sagte der 48-Jährige. „Ich hoffe, dass er sich weiter verbessert. Er kann einer der besten Spieler der Welt werden“, sagte er über seinen Trouble-Maker. Er konnte seinen Landsmann nicht zähmen. Nun versucht sich Milan-Trainer Massimiliano Allegri.
Bei den „Rossoneri“ soll EM-Held Balotelli im „Hahnenkamm-Trio“ mit Stephan El Shaarawy und M`Baye Niang die jüngste, gefährlichste und frisurtechnisch homogenste Sturmformation der Liga bilden.
Mit dem Wechsel zu Milan geht Balotellis langgehegter Traum in Erfüllung. „Ich bin Milan-Fan“, gestand er schon 2009. Während seiner Zeit beim Lokalrivalen Inter von 2007 bis 2010 lief der Provokateur schon mal mit Milan-Stutzen im Training auf. Dafür haben ihn die Inter-Fans gehasst. Als er ihnen 2010 im Stadion sein Inter-Trikot vor die Füße warf, war er endgültig unten durch.
„Du hast Milan unbedingt gewollt, jetzt hängt es von dir ab“, mahnte Italiens Nationaltrainer Cesare Prandelli das Enfant terrible dazu, seine Chance zu nutzen. „Vertrau' denen, die dich wirklich mögen, um das Niveau von Messi und Ronaldo zu erreichen“, sagte Mancini. Bei der EM im Sommer blitzte das Super-Talent auf, als „Balo“ Deutschland beim 2:1-Sieg im Halbfinale mit zwei Toren praktisch im Alleingang aus dem Turnier und die Azzurri ins Finale schoss.
Das Ausnahmetalent des Deutschland-Schrecks ist unbestritten, seine Eskapaden jedoch auch. Nicht umsonst hatte Berlusconi den Jung-Star vor kurzem als „faulen Apfel“ bezeichnet, der alle im Team anstecke. Nun hat er ihn doch geholt für eine Ablösesumme von 20 Millionen Euro plus Boni in Höhe von drei Millionen Euro. City hatte vor zweieinhalb Jahren 24 Millionen Pfund (28 Mio. Euro) für ihn an Inter bezahlt.
„Ein gutes Geschäft“, meinte Ex-Milan-Star Zlatan Ibrahimovic. Medienangaben zufolge erhält „Balo“ bei Milan ein Netto-Jahresgehalt bis 2017 von vier Millionen Euro plus Erfolgsprämien.
„Balo is back“, titelte die „Gazzetta dello Sport“. „Nun ist er bei seinem Lieblingsverein“, stellte der „Corriere dello Sport“ fest. „Milan hat gewonnen“, urteilte „Tuttosport“. Ob die Verpflichtung am Ende nicht zum Eigentor wird, hängt davon ab, ob sie den mal liebevoll als „verrückt“, mal hart als „schwachköpfig“ bezeichneten Kicker in den Griff bekommen. „Milan kann mit jungen Spielern auf und abseits des Platzes umgehen“, meint Prandelli zuversichtlich.
Für Berlusconis Tochter Barbara ist der Balotelli-Coup auch Beweis für Milans Finanzkraft: „Milan hat gezeigt, dass es wie immer in der Lage ist, große Summen zu investieren“, erklärte das Vorstandsmitglied. Vize-Präsident Adriano Galliani sagte: „Damit geht ein Traum in Erfüllung und etwas, das wir alle wollten - an vorderster Front Silvio Berlusconi.“ Für den Ex-Ministerpräsidenten kommt der Potenz-Beweis im laufenden Wahlkampf gerade recht.