Khedira-Foto: Tunesischer Verleger verurteilt
Tunis (dpa) - Wegen der Veröffentlichung eines erotischen Männermagazin-Fotos mit dem deutschen Fußball-Nationalspieler Sami Khedira hat ein tunesisches Gericht einen Verleger zu einer Geldstrafe verurteilt.
Der Herausgeber der arabischsprachigen Zeitung „Attounissia“ verstieß nach einem Richterspruch gegen Sitte und Moral und soll umgerechnet rund 500 Euro (1000 Dinar) zahlen. Zudem müssten alle noch existierenden Exemplare der betroffenen Tageszeitungsausgabe vernichtet werden, verfügte das zuständige Gericht in Tunis.
Der Verleger Nasreddine Ben Saida hatte wegen der Vorwürfe bereits tagelang im Gefängnis verbracht. Er war zusammen mit zwei Kollegen nach dem Erscheinen des Bildes festgenommen worden und nach Vernehmungen in Untersuchungshaft gekommen. Erst nach heftigen Protesten von Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International kam er wieder frei. Ben Saida will gegen das Urteil vom Donnerstag Einspruch einlegen.
Die Zeitung „Attounissia“ hatte das Foto am 15. Februar nachgedruckt, weil Khedira in Tunesien ebenso als Star gilt wie in Deutschland. Der Mittelfeldspieler von Real Madrid hat einen tunesischen Vater. Auf dem beanstandeten Foto des deutschen Männermagazins „GQ“ steht Khedira in Anzug und weißem Hemd hinter seiner Model-Freundin Lena Gercke und bedeckt mit einem Arm ihre nackten Brüste. Das Topmodel und der Kicker hatten ihre Beziehung im vergangenen Sommer öffentlich gemacht.
In einer Stellungnahme hatte Khedira die Festnahme der tunesischen Medienvertreter bedauert. „Ich (...) finde es sehr, sehr traurig und schade, dass so etwas passiert ist“, kommentierte der Deutsch-Tunesier. „Wir leben im 21. Jahrhundert und ich denke, da sollte jeder Mensch das Recht auf Meinungsfreiheit haben.“
Journalisten von „Attounissia“ hatten berichtet, dass sie nach dem Erscheinen des Khedira-Fotos sogar Morddrohungen von mutmaßlichen Islamisten erhielten. Die Polizei ließ die Redaktion daraufhin mit Sonderkräften bewachen. Tunesien wird nach den Wahlen im Oktober 2011 von einer Koalition um die islamistischen Ennahda-Partei regiert. Sie war unter dem im Januar 2011 gestürzten Präsidenten Zine el Abidine Ben Ali verboten.