„Klinsi“ gegen „Winnie“: Duell im Herzen Amerikas
Kansas City (dpa) - Man spricht deutsch im „Herzen Amerikas“. Aber wenn Jürgen Klinsmanns US-Fußball-Nationalmannschaft in der WM-Qualifikation am Freitag in Kansas City auf die von Winfried Schäfer trainierten „Reggae-Boyz“ aus Jamaika trifft, könnte die Ausgangslage unterschiedlicher kaum sein.
Für Klinsmanns Kicker beginnt nach dem bereits gebuchten WM-Ticket bereits die Vorbereitungsphase für Brasilien, Schäfer will dagegen den engültigen WM-K.o. verhindern. „Die WM ist einige Nummern größer als die Qualifikation. Die Spieler wissen das. Ich brauche nur ein Wort zu sagen - 'Brasilien' - schon sind sie heiß“, sagte Klinsmann.
Schäfers Jamaikaner sind mit vier Punkten aus acht Spielen nur Tabellenletzter der Sechser-Gruppe CONCACAF. Doch auch ohne bisherigen Sieg sind für die Inselkicker der vierte Platz und somit die Relegationsspiele gegen Neuseeland rechnerisch noch möglich. Um die vor ihnen rangierenden Teams aus Mexiko und Panama (je acht Zähler) noch zu überholen, muss Jamaika zunächst erstmals in den USA und am Dienstag zu Hause gegen Panama gewinnen - sowie zusätzlich auf Patzer der Konkurrenz hoffen.
Schäfers Chance ist minimal, sein Selbstbewusstsein jedoch groß: „Es ist noch nicht vorbei. Wir haben noch zwei Spiele und wir haben eine Chance.“ Er will in den Trainingseinheiten einen „guten Teamgeist“ ausgemacht haben. „Die Spieler lachen und reden viel miteinander. Die Stimmung ist bestens - und das ist eine gute Voraussetzung, wenn du gewinnen willst“, sagte der 63-Jährige.
Nach Trainer-Stationen in Deutschland, Afrika und Asien wurde Schäfer am 18. Juli in der Heimat von Bob Marley und Usain Bolt Nationalcoach. Er unterschrieb für vier Monate und wusste, dass er nur vier Spiele Zeit hat, um Jamaika zur WM zu führen. Zwar gelang auch unter dem einstigen Bundesligatrainer noch kein Sieg. Dennoch holte Jamaika in Panama ein 0:0, knöpfte den ebenfalls bereits für Brasilien qualifizierten „Ticos“ aus Costa Rica daheim ein 1:1 ab - und darf somit weiter von der zweiten WM-Teilnahme nach 1998 träumen.
Nun könnte in Kansas City ausgerechnet Landsmann Klinsmann die letzten WM-Hoffnungen zunichtemachen. In der Stadt am Missouri, die aufgrund ihrer zentralen Lage den Spitznamen „Heart of America“ hat, sowie am Dienstag in Panama will der Schwabe mit seinem Team „die Qualifikation auf einem hohen Niveau beenden und zeigen, wer in unserer Region die Nummer eins ist.“ Man sehe beide Spiele nicht als das Ende der WM-Qualifikation, sondern als Teil der Vorbereitung auf Brasilien. Und genau deshalb müsse man die Messlatte höher legen, so Klinsmann.
Er hat aus der Bundesliga diesmal nur den Schalker Jermaine Jones berufen und muss auf die verletzten Leistungsträger Clint Dempsey (Oberschenkel) und den ehemaligen Gladbacher Michael Bradley (Sprunggelenk) verzichten. Nach längerer Pause bekommt der gebürtige Bremer Terrence Boyd (Rapid Wien) wieder eine Chance. Schäfer baut unter anderem auf die Bundes- und Zweitliga-Erfahrung des früheren Dortmunders und jetzigen Karlsruhers Daniel Gordon.