Klinsmann bei Debüt gefeiert und gelobt
Philadelphia (dpa) -Jürgen Klinsmanns Debüt endete mit einem Remis. Der neue US-Nationalcoach zeigte sich mit dem 1:1 (0:1) im Freundschaftskick gegen Mexiko zufrieden. Von seinen Spielern bekam der einstige Bundestrainer bereits reichlich Lob.
Klinsmanns blaues Polohemd war nach seiner Premiere als US-Nationalcoach so durchgeschwitzt, als hätte der einstige Top-Torjäger selbst gespielt. Das Remis gegen den Erzrivalen Mexiko war zwar keine spielerische oder taktische Offenbarung, aber die US-Medien schrieben nach den 90 Minuten von Philadelphia trotzdem von „Heilsbringer Jurgen oder Juergen Klinsmann“ und einer neuen Ära im US Soccer. Die 30 138 Fans feierten ihn, seine Spieler lobten ihn, und Klinsmann selbst sprach nach dem Schlusspfiff am Mittwochabend von „einem schönen Gefühl“.
Der „Hoffnungsträger“, so die „Philadelphia News“ über Klinsmann, zeigte sich wie einst an der Seitenlinie der deutschen Fußball-Nationalmannschaft und bei Bayern München engagiert und emotional, kommunizierte oft mit seinem Assistenten Martin Vazquez und spornte die Spieler immer wieder mit „Come on, come on“-Rufen an. „Wir können zufrieden mit unserer Vorstellung sein“, analysierte der Wahl-Kalifornier, seit 13 Jahren in den USA, „wir wollten eine Leistung mit viel Energie und Engagement abliefern und haben in diesen 90 Minuten viel gelernt.“ Robbie Rogers bewahrte Klinsmann durch den Ausgleich in der 73. Minute vor einem verpatzten Debüt.
Nach nur drei gemeinsamen Trainingseinheiten äußerten sich die US-Profis fast schon euphorisch über den neuen Chef. „Ich habe es genossen, für Jürgen zu spielen. Er hat viel Vertrauen in uns und das stärkt unser Selbstbewusstsein“ betonte Torschütze Rogers. „Jürgen hat uns gesagt, dass wir einfach Spaß haben sollen - sowas hört man nicht oft, schon gar nicht, wenn jemand sein Debüt gibt“, sagte Brek Shea, wie Rogers und Juan Agudelo eingewechselt. Die Youngster stehen stellvertretend für das Kapitel Klinsmann, in dem verstärkt auf die Jugend gesetzt werden soll. „Wir Spieler reagieren oft frustriert, wenn was nicht klappt, aber Klinsmann hat die Woche dafür gesorgt, dass die Einstellung positiv ist“, erklärte der ehemalige Münchner Bundesliga-Profi Landon Donovan.
Allerdings war zu Beginn der Partie nichts von Klinsmanns „auf Angriffsfußball orientierter“ Fußball-Philosophie zu sehen. Der TV-Sender „ESPN“ hatte sogar den „Anfang der mutigen, neuen Welt des Jürgen Klinsmann“ prophezeit - doch der Schwabe bot in Edson Buddle von Zweitligist FC Ingolstadt zunächst nur einen echten Stürmer auf. Dass die Amerikaner bis zur Halbzeit keinen einzigen Torschuss aufwiesen, war nicht verwunderlich - dem Mittelfeld mit den Bundesliga-Profis Michael Bradley (Gladbach) und Jermaine Jones (Schalke) fehlte jegliche Kreativität.
Die Mexikaner, die die USA am 25. Juni im Goldcup-Finale noch mit 4:2 besiegt hatten, kontrollierten Partie und Gegner und gingen auch ohne ihren Toptorjäger Javier Hernandez von Manchester United durch einen sehenswerten Seitfallzieher von Oribe Peralta mit 1:0 in Führung (17. Minute). Klinsmann sprach „von einem Tor aus dem Nichts“ und forderte in der Halbzeit mehr Druck von seinem Team. Nach dem Wechsel waren die Gastgeber die bessere Mannschaft und hätten den Sieg verdient gehabt.
Der nächste Test steht am 2. September in Carson gegen Costa Rica an, vier Tage später kommen die USA zum Länderspiel nach Belgien. Wer dann zum Kader gehört, lässt der Coach bewusst offen. „Jürgen hat uns gesagt, dass er jedes Mal die beste Elf aufbieten will. Jeder Spieler muss ihm halt zeigen, dass er bleiben will“, so Donovan. Um den Kampf um die Stammplätze bildlich zu machen, hat Klinsmann sogar die Spielernamen von den Trikots entfernen und die Jerseys der Startelf von eins bis elf sowie die der Reservisten von 12 bis 18 durchnummerieren lassen - „als kleines Signal dafür, dass man um die Nummern kämpfen muss“, betonte er.