Klinsmann-Debüt: Amerikas Architekt legt los
Boston (dpa) - In der Heimat von Boxlegende „Rocky Balboa“ will Jürgen Klinsmann zum ersten großen Schlag als neuer US-Nationaltrainer ausholen. Gegner in Philadelphia ist ausgerechnet Erzrivale Mexiko, der die Amerikaner am 25. Juni noch im Goldcup-Endspiel mit 4:2 ausknockte.
„Gegen Mexiko zu spielen, macht immer Spaß. Da gibt's Spannungen und Emotionen. Ich denke, es ist ein großartiger Auftakt“, sagte Klinsmann voller Vorfreude auf den Klassiker. „Wir müssen gewinnen, das ist ganz wichtig für uns und die Rivalität“, betonte Torwart Tim Howard.
USA gegen Mexiko - das ist das Duell der beiden Schwergewichte des Kontinentalverbandes CONCACAF. Klinsmann lobt die Lateinamerikaner als „ein sehr, sehr gutes Team mit einer starken Generation von jungen Spielern.“ Wie stark indes seine eigene Mannschaft ist, weiß der 47-Jährige selbst nicht so genau. Viele Profis - unter anderem sechs Deutschland-Legionäre - stehen in Europa unter Vertrag, ihre Saison hat gerade erst begonnen. In der heimischen Major League Soccer haben die Clubs hingegen bereits bis zu 25 Partien absolviert. Für ihn und seine Assistenten sei es daher erst einmal wichtig, herauszufinden, was jeder könne und was eben nicht, so der frühere Bundestrainer.
Trotz der Ungewissheit hoffen viele Amerikaner, dass mit dem Beginn des Kapitels Klinsmann endlich eine erfolgreiche Ära des US-Soccer eingeleitet wird. Die Erwartungen an „Jörgen Klinsmänn“ sind so riesig, wie das Land selbst. Von der Atlantik- bis hinüber zur Pazifikküste will der einstige Top-Torjäger in den kommenden Jahren den „amerikanischen Fußball-Stil“ entwickeln. „Ich habe in vielen Ländern gespielt und alle haben ihre eigene Identität und den eigenen Stil gehabt“, so Klinsmann. „Ich glaube, dass Fußball die Kultur eines Landes reflektieren muss.“
Er nennt seine Aufgabe ganz bewusst „eine Herausforderung.“ Die USA sind mit einer Fläche von rund 9,63 Millionen Quadratkilometern fast so groß wie Europa und gelten mit ihren 310 Millionen Einwohnern als Schmelztiegel der Welt. Das Land ist Multi-Kulti pur - und aus eben jenem Mix will „Amerikas Architekt“ Klinsmann sein Team formen. Seine 22 Spieler für die Partie gegen Mexiko haben ihre Wurzeln nicht nur in Texas, Kalifornien und New York, sondern auch in Deutschland, Mexiko, Ghana, Nigeria, Kolumbien und Jamaika.
Klinsmann selbst, der seit 13 Jahren in Kalifornien lebt, streitet nicht ab, auch schon ein wenig amerikanisiert zu sein. Das „ü“ in seinem Vornamen hat er gestrichen und durch ein „ue“ ersetzt, „weil es einfacher ist“, wie er betont.
Doch „Juergen“ Klinsmann weiß genau, dass letztlich von New York bis Los Angeles Erfolge genauso wichtig sind, wie sie es für Jürgen Klinsmann einst zwischen Hamburg und München waren. Denn Amerika liebt nichts so sehr wie Sieger. Al Davis, der exentrische Besitzer der Oakland Raiders aus der National Football League NFL, hat es einst treffend auf den Punkt gebracht: „Just win, baby“ (Du musst einfach nur gewinnen).