Klopps Probleme vor Woche der Wahrheit
Liverpool (dpa) - Nach seiner missglückten Pokal-Zockerei mit einem B-Team in der Fußball-Provinz zeigte sich Jürgen Klopp zumindest im Lamentieren in meisterlicher Form.
„Ich kann nicht glauben, dass wir jetzt noch eine Partie mehr haben“, klagte der Trainer des FC Liverpool wieder einmal über zu viele Spiele und zu viele Verletzte der Reds im anspruchsvollen englischen Fußball-Winter.
„Wir haben mehr Spiele als alle anderen Teams, weil wir im Ligapokal und auch noch in der Europa League sind“, sagte der deutsche Coach - übersah bei seiner Rechnung jedoch, dass dieser Fakt zum Beispiel im Vergleich mit dem Top-Team von Manchester City nur dem Auftritt seiner zusammengebastelten Jugend-Auswahl beim sensationellen 2:2 am Freitagabend in Exeter geschuldet ist.
Vor dem so selbst eingebrockten Wiederholungsspiel gegen den Viertligisten in zwei Wochen warten auf Klopp echte Bewährungsproben. Nach famosem Beginn reibt sich der ehemalige Dortmund-Coach derzeit in Liverpool an manch unbequemen Realitäten auf der Insel - wie der Kritik an seinem angeblich zu intensiven Trainings- und Spielstil durch mehrere heimische Fußballexperten. Klopp versucht, wie in einem von der BBC als „unterhaltsam“ gepriesenem Interview, mit einem lässigen Augenzwinkern sein Handeln zu rechtfertigen.
Doch die kommenden Aufgaben sind gewaltig: Bereits am Mittwoch kommt der Premier-League-Tabellenführer FC Arsenal mit Mesut Özil an die Anfield Road. Danach gastiert am nächsten Sonntag Manchester United mit Fußball-Weltmeister Bastian Schweinsteiger in Liverpool. Am gleichen Tag ist Klopp 100 Tage an der Merseyside im Amt - auf weitere englische Lektionen möchte er bei diesem Anlass verzichten.
Am 19. oder 20. Januar muss Liverpool dann im Pokal gegen Exeter nachsitzen. Eine Woche drauf steht das Rückspiel im Ligapokal-Halbfinale gegen Stoke City an. Die Chance auf eine Rückkehr zum Finale in Wembley, wo er 2013 mit Dortmund das Champions-League-Endspiel gegen den FC Bayern verlor, stehen nach dem Hinspielsieg immerhin gut.
Neben der Vielzahl an Matches hat Klopp allerdings ein weiteres Problem. „Das Hauptproblem“, nannte der 48-Jährige den verletzungsbedingten Ausfall seiner kompletten Innenverteidigung. Nicht ohne Grund sucht der Traditionsverein nach Verstärkungen.
Auch Manchester United sucht. Nach neuen Spielern, aber im Hintergrund womöglich auch nach einem neuen Trainer. Englands Nationalspieler Wayne Rooney bewahrte den elffachen Pokalsieger am Samstag mit einem verwandelten Foulelfmeter zum 1:0 in der Nachspielzeit vor einer Blamage im Heimspiel gegen Drittligist Sheffield United. Trainer Louis van Gaal kann vorerst durchatmen.
Allerdings droht beim Premier-League-Spiel bei Newcastle United am Dienstag Weltmeister Bastian Schweinsteiger auszufallen. Der Kapitän der deutschen Nationalmannschaft zog sich gegen Sheffield in der Schlussphase eine Knieverletzung zu.
Derweil wird die Kritik an van Gaal wieder größer. „Deprimierend, langweilig und erfolglos“, nannte Manchester-United-Legende Paul Scholes den biederen Auftritt der Red Devils gegen den harmlosen Gegner aus Sheffield. „Seine Spieler sahen sich gelangweilt an. Selbst van Gaal sah gelangweilt aus. Aber er wird natürlich sagen, dass er happy sei“, sagte Scholes.
Das britische Boulevardblatt „The Mirror“ brachte am Sonntag Tottenham-Trainer Mauricio Pochettino als möglichen Nachfolger im Sommer ins Gespräch. Auch der Franzose Laurent Blanc von Paris St. Germain gilt das Kandidat.
Keinerlei Probleme in der dritten Runde des FA-Cups hatten dagegen Rekord-Pokalsieger FC Arsenal (3:1 gegen Sunderland) und Manchester City (3:0 bei Norwich City).