„König Johan“ eckt weiter an - Cruyff wird 65
Frankfurt/Main (dpa) - Als Aktiver war er einer der begnadetsten Spielgestalter des Welt-Fußballs. Und auch im Rentenalter zieht Johan Cruyff weiter fleißig Strippen. Wenn das niederländische Fußball-Idol am 25. April 65 wird, dann bleibt zum Feiern nicht viel Zeit.
Sein jüngster Job hat „König Johan“ nach Mexiko verschlagen, wo er als Berater des dortigen Erstligisten Chivas Guadalajara soeben dafür gesorgt hat, dass der Trainer entlassen wurde. Typisch für den umtriebigen Cruyff. Wo das einstige Fußball-Genie auftaucht, bleibt selten lange ein Stein auf dem anderen.
Bei Ajax Amsterdam wissen sie das am besten. Zuletzt sorgte die legendäre Nummer 14 wieder für jede Menge Zündstoff beim holländischen Traditionsclub, den Cruyff selbst neben dem FC Barcelona als seine „große Liebe“ bezeichnet. Schließlich führte er Ajax insgesamt achtmal zum nationalen Titel und gewann von 1971 bis 1973 mit „Voetbal Totaal“ dreimal nacheinander den Europapokal der Landesmeister. Auch als Trainer erntete er mit Ajax - und später auch beim FC Barcelona - zahlreiche Meriten.
Kein Wunder also, dass er „seinen“ Club nicht in den Händen seines Intimfeindes Louis van Gaal sehen wollte. Der in Politik, Wirtschaft und vor allem auch den Medien gut vernetzte Cruyff zog Ajax sogar bis vors Gericht, ehe die Personalie van Gaal für null und nichtig erklärt wurde. „Heute ist ein guter Tag für Ajax“, sagte Cruyff mit einem für ihn typischen schelmischen Grinsen im Gesicht. Zwar musste er nach der Schlammschlacht selbst seinen Platz im Aufsichtsrat räumen, seinen Einfluss beim aktuellen Tabellenführer der Ehrendivision wird er aber im Hintergrund weiter behalten.
Auch als Profi ließ Cruyff Mitspieler und Trainer gerne nach seiner Pfeife tanzen. Der große internationale Titel mit dem Nationalteam blieb ihm aber verwehrt. „Johan war der bessere Spieler, aber ich bin Weltmeister“, sagte Franz Beckenbauer einst über den Kopf der niederländischen Erfolgself der 70er Jahre.
Mit Deutschlands „Fußball-Kaiser“ verbindet Cruyff eine seiner bittersten Niederlagen. Im WM-Finale 1974 in München war eigentlich alles für den großen Wurf von „El Salvador“ (der Retter) und den Oranjes vorbereitet. Unter der Regie von Rinus Michels hatten sich die Niederländer durch das Turnier gezaubert, doch im Endspiel versagten den Holländern wieder einmal die Nerven. Es dauerte lange, bis sich Cruyff von dieser Schmach erholte. Die Niederlande leiden zum Teil heute noch unter diesem Trauma.
Als Trainer der katalanischen Nationalmannschaft wird Cruyff nie die Chance auf ein WM-Finale bekommen. Doch das Engagement in Katalonien, wo er seit seiner Zeit beim FC Barcelona wie in den Niederlanden verehrt wird, zeigt auch die herzliche Seite Cruyffs, der 1991 nur knapp einem Herzinfarkt entging. Mit seiner Johan-Cruyff-Stiftung ist er zudem sozial sehr aktiv, unterstützt arme und behinderte Kinder.