Kroos geht mit Real auf neue Titeljagd
Madrid (dpa) - Von einem Endspiel zum nächsten: Einen Monat nach dem Finale um die Fußball-Weltmeisterschaft zwischen Deutschland gegen Argentinien geht es für Toni Kroos gleich um die nächste Trophäe.
Mit seinem neuen Club Real Madrid will der Ex-Profi des FC Bayern München den europäischen Supercup gewinnen - den ersten Titel der Saison. Im Finale an diesem Dienstag in Cardiff zwischen dem Champions-League-Sieger Real und dem Europa-League-Gewinner FC Sevilla wird der 24-Jährige in der Startelf stehen.
Sein Auftrag: Kroos soll in dem Team mit Weltfußballer Cristiano Ronaldo, dem WM-Torschützenkönig James Rodríguez und dem 100-Millionen-Euro-Mann Gareth Bale bei seinem Debüt gleich die Regie führen. „Kroos, Du übernimmst das Kommando“, titelte das Sportblatt „Marca“. Sevillas Coach Unai Emery lobte den DFB-Kicker am Montag in Cardiff als „Spezialist unter den Spielmachern“.
Auch sein neuer Trainer Carlo Ancelotti scheint auf den Weltmeister zu setzen, obwohl dieser erst seit einer Woche im Training ist und bislang noch keine Minute für Real gespielt hat. „Er ist strategisch sehr gut. Er positioniert sich gut, und er wird auch den anderen Spielern helfen“, lobte Ancelotti.
Kroos wird bei den Madrilenen die Rolle von Xabi Alonso übernehmen, der für das spanische Europacup-Finale gesperrt ist. Zwar ist der Deutsche nach der kurzen Saisonvorbereitung noch nicht Topform, aber er präsentierte sich nach seinem Urlaub in überraschend guter Verfassung und integrierte sich rasch in das Team. Bei seinem Landsmann Sami Khedira, dem zweiten Weltmeister im Real-Kader, stehen die Chancen auf einen Platz in der Startelf deutlich schlechter. Sein 2015 auslaufender Vertrag wurde bislang nicht verlängert, die Zukunft des Ex-Stuttgarters in Madrid steht in den Sternen.
Die „Königlichen“ gehen mit ihrer Elf der Superstars, in die der Club Ablösesummen von insgesamt 440 Millionen Euro investiert hatte, als klarer Favorit in das Finale. „Es kann schon sein, dass wir als Real favorisiert sind“, räumte Ancelotti kleinlaut ein.
Der Außenseiter FC Sevilla rechnet sich jedoch auch gegen das teuerste Team der Welt eine Chance aus. Die Andalusier setzen darauf, dass ihre Spieler körperlich stärker sind, weil sie sich seit längerer Zeit im Training befinden. „Die bessere Fitness könnte unsere Waffe im Finale sein“, meinte Angreifer Víctor Vítolo. Bei Real haben neben Kroos auch Rodríguez und Karim Benzema in der Vorbereitung noch keine Minute gespielt, Ronaldo kam nur zu einem Kurzeinsatz.
Vor acht Jahren hatte der FC Sevilla im europäischen Supercup schon einmal für eine Überraschung gesorgt und das Dream-Team des FC Barcelona mit Stars wie Lionel Messi, Ronaldinho oder Samuel Eto'o mit 3:0 abgefertigt. „Wir haben unsere Werkzeuge, um auch die gefährlichen Spieler von Real zu neutralisieren“, sagte Keeper Beto. Coach Emery meinte: „Wir haben eine große Leidenschaft und sind extrem überzeugt, dass wir auch große Hindernisse aus dem Weg räumen können.“
Für den Waliser Bale bedeutet das Finale eine Rückkehr in seine Heimatstadt. „Meine Familie und alle meine Freunde werden im Stadion sein“, sagte der Flügelstürmer. „Als ich vor einem Jahr zu Real wechselte, wusste ich, dass das Endspiel um den Supercup in Cardiff ausgetragen würde. Daher wollte ich unbedingt die Champions League gewinnen.“ Dennoch: „Wichtiger als dass ich nach Hause komme, ist dass wir den Pokal holen“, sagte Bale.
Der Angreifer nahm nicht an der WM teil und bereitete sich intensiv auf die neue Saison vor. In den Testspielen war er bislang der Beste im Real-Team. Ancelotti lobte: „Er hatte eine fantastische Saison, aber ich bin sicher, dass er jetzt eine noch bessere spielen wird.„
Vor einem Finale der besonderen Art steht Real-Torwart Iker Casillas. Für den Kapitän geht es in Cardiff darum, wer künftig die Nummer eins im Tor der Madrilenen sein wird. Ancelotti hält die Entscheidung bislang offen. „Gegen den FC Sevilla spielt Casillas, danach werden wir weitersehen“, kündigte der Trainer an.
Für den 33-Jährigen ist das Finale in Cardiff nach seinen schwachen Darbietungen bei der WM und im Testspiel gegen Manchester United (1:3) fast schon die letzte Chance. Der Zugang Keylor Navas aus Costa Rica, einer der besten Torhüter bei der WM, macht dem Routinier den Platz im Real-Tor streitig.