Liverpool feiert „Vesuv“ Klopp: „Denkwürdigste Leistung“
Liverpool (dpa) - Das 2:2 gegen West Bromwich Albion war eher enttäuschend, dafür lieferte Jürgen Klopp eine „denkwürdige Leistung“ ab. Wie ein HB-Männchen wirbelte der Coach an der Seitenlinie und sorgte für einen emotionalen Nachmittag.
Am Tag danach kannte Liverpool nur ein Thema. „Das war die größte Eruption seit dem Ausbruch des Vesuv. Jürgen Klopp lieferte die denkwürdigste Leistung an einem dramatischen Nachmittag. Der Liverpool-Manager feierte das Ausgleichstor, wie es eigentlich einem Siegtor im Champions-League-Finale vorbehalten ist“, schrieb die Zeitung „Liverpool Echo“ nach der Vollstrom-Vorstellung von Klopp beim eigentlich enttäuschenden 2:2 gegen West Brom in der Premier League.
Mit der Zurückhaltung ist es jedenfalls vorbei. Klopp lieferte an der Seitenlinie die ganze Palette an Emotionen. Der frühere Meistertrainer von Borussia Dortmund zog furchterregende Grimassen, animierte das Publikum mit rudernden Armen und geriet mit dem gegnerischen Trainer aneinander. Nach dem Spiel verweigerte er sogar Tony Pulis den Handschlag. „Das war kein Freundschaftsspiel. Manchmal dauert es länger, um runterzukommen“, sagte Klopp, der sich schon bald auf eine sportliche Rückkehr nach Deutschland freuen darf. In der ersten K.o.-Runde der Europa League wurde den Engländern der FC Augsburg zugelost.
Dann gibt es eine Klopp-Show vielleicht auch wieder in deutschen Stadien zu sehen. So wie am Sonntag: Nachdem Divock Origi in der sechsten Minute der Nachspielzeit der Ausgleichstreffer gelungen war, gab es kein Halten mehr. Klopp schnappte sich seine Spieler und feierte vor den treuesten Fans im Liverpool-Block The Kop den glücklichen Punktgewinn. „Es ist nur ein Punkt, aber er fühlt sich an wie drei. Jeder wird die nächsten fünf, sechs Tage über dieses Spiel sprechen. Solche Momente brauchst du. Es war die beste Stimmung, seit ich hier bin“, betonte der 48-Jährige.
Und die Anhänger der Reds haben Klopp längst ins Herz geschlossen. Auch wenn die Mannschaft kaum höheren Ansprüchen genügt, an der Seitenlinie liefert Klopp im Gegensatz zu seinem unterkühlt wirkenden Vorgänger Brendan Rodgers Entertainment pur.
Auf dem Rasen ist der Unterhaltungswert der Reds dagegen oft noch bescheiden. Vielmehr sorgten Slapstick-Einlagen des belgischen Torhüters Simon Mignolet für Ernüchterung. Bei beiden Gegentoren machte der Keeper eine schlechte Figur. Entsprechend wird bereits über Verstärkungen in der Winterpause spekuliert.
Denn auch sonst bleibt Liverpool das Verletzungspech treu. Verteidiger Dejan Lovren wird nach einem harten Foul von WBA-Spieler Craig Gardner länger ausfallen - eine Szene, die Klopp derart erregt und zu Wortgefechten mit Pulis geführt hatte. „Er kann machen, was er will. Ich habe damit kein Problem“, sagte Pulis.
In der Tabelle verpasste Liverpool trotz des glücklichen Punktgewinns die Chance, näher an die Champions-League-Plätze heranzurücken. Mit 24 Zählern liegt der 18-malige Meister auf Platz neun. Immerhin die Fans haben wieder ihren Spaß - dank Klopp.