Machtwort von Mateschitz - Verwirrung um Pacult
Salzburg (dpa) - Der Stevens-Rauswurf in Salzburg hat beim Fußball-Viertligisten RB Leipzig wirre Personalgerüchte ausgelöst.
Peter Pacult soll ab Sommer mit seiner Schlitzohrigkeit den ambitionierten Sachsen-Club neu beflügeln und die RasenBallsportler statt Tomas Oral in Richtung Bundesliga führen. Das berichtete jedenfalls die „Leipziger Volkszeitung“ am Samstag in ihrer Online-Ausgabe. Branchenüblich dementierte Pacult zunächst, ehe Rapid-Manager Werner Kuhn betonte: „Er hat noch ein Jahr Vertrag, mit uns hat niemand gesprochen.“ Doch auch die Medien in der Alpenrepublik sehen den Rapid-Trainer zur neuen Saison auf der Red Bull-Trainerbank - allerdings eher in Salzburg, wo der ehemalige Hamburger Technik-Trainer Ricardo Moniz jetzt als Interimscoach tätig ist.
Red Bull-Gründer Dietrich Mateschitz traf sich am vergangenen Donnerstag mit Pacult, Österreichs ehemaligem Kanzler Franz Vranitzky und Unternehmer Hans Schmid im Nobelrestaurant „Pfarrwirt“ in Grinzing bei Wien. 24 Stunden später entließ der Brause-Milliardär mit Huub Stevens erstmals in der sechsjährigen Red Bull-Ära einen Trainer vor Ablauf seines Vertrages. Auch Sportdirektor Dietmar Beiersdorfer musste gehen, der immerhin die Verantwortung für die Clubs in New York, São Paulo und Sogakope/Ghana hatte. Zudem ist er in Leipzig Vorstandsvorsitzender. Von diesem Amt kann er zurücktreten, was in dieser Woche erwartet wird, oder er muss vom Ehrenrat abgewählt werden. Beiersdorfer selbst war nicht erreichbar.
Pacult war am Freitag bei der Rapid-Pressekonferenz schwer genervt von den Fragen der Medien. „Ich bin mit Herrn Vranitzy, Frau Vranitzky, Herrn Mateschitz, Herrn Schmid und Rainer Husar an einem Tisch gesessen. Da macht man dann Gespräche? Ich bitte Sie“, zitierte der ORF Pacult auf seiner Onlineseite. Der „Kurier“ kommentierte am Sonntag die Vorgänge ironisch: „Bei genauerem Hinsehen ist es eine Low-Budget-Produktion aus den Alpen, die in ihrer örtlichen und sportlichen Beschränktheit doppelt peinlich berührt. Der Herr der Dosen ruft, ein Holländer fliegt, der Rapid-Trainer vergreift sich in der Schublade und rechnet mit einem Ex-Clubkollegen ab.“
Der Ex-Kollege ist der gerade erst zurückgetretene Rapid- Sportdirektor Alfred Hörtnagl, der laut „Leipziger Volkszeitung“ als Beiersdorfer-Nachfolger gehandelt wird. Allerdings ließ Pacult kein gutes Haar an seinem einstigen Mitstreiter. Zwischen beiden herrschte oft „Eiszeit“. Da der einstige Stürmer und Trainer des TSV 1860 München bei Rapid noch einen Vertrag bis Sommer 2012 hat, kam es nach dem 0:2 gegen Graz zur Aussprache mit Club-Präsident Rudolf Edlinger und Generalmanager Werner Kuhn. Danach versicherte der Verein auf seiner Homepage, „dass an den Gerüchten zu einem möglichen Wechsel zu RB Leipzig absolut nichts dran“ sei.
Demnach führte Pacult in Wien mit Mateschitz und Co lediglich eine „Weinverkostung“ durch, berichtet das Boulevardblatt „Krone“. Aus dem Verhalten des 51-Jährigen ziehen Kommentatoren in Wien allerdings eindeutige Schlüsse. Nach dem 0:2 gegen Graz habe Pacult „gelöst wie selten nach einer Niederlage“ gewirkt, schreibt das Blatt weiter. Ins Leipziger Anforderungsprofil passt er mit seiner Erfahrung im Ost-Fußball allemal: Denn vor seinem Wiener Engagement trainierte er von 2005 bis 2006 Dynamo Dresden. Allerdings stieg er mit den Elbestädtern 2006 aus der 2. Bundesliga ab.