Kontinuierlicher Abstieg Marko Marin, der ewige Neuzugang
Athen. Beim großen Fußball-Klassiker in Griechenland ist Marko Marin mal wieder zum Zuschauen verdammt. Statt beim Prestigeduell zwischen Panathinaikos Athen und Olympiakos Piräus auf dem Rasen zu wirbeln, muss er die Partie am Fernseher verfolgen.
Er bekommt keinen der 18 Kaderplätze: Aus Leistungsgründen. Statt von WM oder EM zu träumen, schuftet er jetzt in Piräus für eine Kader-Rückkehr beim Serienchampion in einer zweitklassigen Liga.
Griechenland ist das siebte Land innerhalb von fünf Jahren, in dem sich der mittlerweile 27-Jährige versucht. Seine Titel-Vita liest sich nicht schlecht. Der im damaligen Jugoslawien geborene Marin ist U21-Europameister, WM-Dritter und Sieger der Europa League mit zwei verschiedenen Clubs. Wer kann das schon von sich behaupten?
Doch auch in seiner neuen Heimat Piräus ist der Umgangston rau und Marin tut sich schwer. Wenn Pana und Olympiakos aufeinandertreffen, sind die Fans auf Krawall gebürstet. Weil es im vergangenen Jahr besonders rund ging, fehlen an einem lauen Frühlingsabend neben Marin diesmal auch die Anhänger der Gäste. Panathinaikos gewinnt 1:0 und obwohl gar keine Piräus-Fans da sind, zanken sich im Stadion Ordner und Anhänger des siegreichen Teams, während die volkstümlich klingende Musik zum Jubel über den Prestigeerfolg anregen soll.
Der Interimstrainer von Piräus, Vasilis Vouzas, spricht in einem kahlen Presseraum im Keller des Stadions. „Aus taktischen Gründen“ sei Marin nicht im Kader gewesen. Und, weil die besten 18 Spieler dabei sein sollten. Der Deutsche gehört da nicht dazu. Vouzas, der auf den Portugiesen Paulo Bento folgte und von Takos Lemonis bereits wieder abgelöst wurde, nimmt Marin in die Pflicht. „Ich erwarte, dass er seine Performance verbessert“, sagt er. Auch das ist Griechenland: Piräus führt die Tabelle klar an und beschäftigt innerhalb von einem Monat drei Trainer. Eine Wohlfühloase, in der sich Marin entfalten kann, sieht ungeachtet der sportlichen Probleme anders aus.
Sprechen möchte Marin derzeit nicht. Er gibt seit Monaten keine Interviews. Seine Karriere führte ihn nach den Anfängen in Deutschland über Chelsea, Sevilla, Florenz, Anderlecht und Trabzonspor nun an den griechischen Hafen unweit der Hauptstadt Athen. Bei Chelsea, das ihn 2012 aus Bremen verpflichtete, wurde er fast so oft ausgeliehen (viermal) wie auf dem Feld eingesetzt (sechsmal).
„Ich wünsche mir, wieder fester Teil einer Mannschaft zu sein. Ich will nicht meine ganze Karriere lang jedes Jahr den Club wechseln“, hat Marin einmal der Tageszeitung „Die Welt“ gesagt. Zwar hat er bedeutende Titel gewonnen, jedoch selten in bedeutender Rolle. Die Höchststrafe ereilte das einst als „German Messi“ überzeichnete Talent 2014: Im Europa-League-Finale wurde er für Sevilla ein und 26 Minuten später wieder ausgewechselt. Er war nicht fit.
Auch das zieht sich durch Marins Karriere. Der Offensivspieler verletzte sich immer wieder und ließ sich davon gehörig verunsichern. Häufiger fiel er gleich mehrere Monate aus. So stark wie als junger Tempodribbler in Mönchengladbach und Bremen wurde Marin nie mehr. Weggefährten und ehemalige Trainer sagen, es sei absehbar gewesen, dass der zierliche Profi mit seinen 1,68 Metern kein ganz Großer werden könnte. Körperliche Robustheit fehlte ihm in jungen Jahren genauso wie jetzt, wo das große Talent bereits verschenkt scheint.