Meister-Finale zwischen City und United
Manchester (dpa) - Wie immer nach dem letzten Saison-Heimspiel schritt Alex Ferguson mit einem Mikrofon aufs Spielfeld von Old Trafford und dankte den Fans. Den englische Meistertitel abhaken wollte der Trainerfuchs keineswegs.
„Ich hoffe, dass wir nächste Woche für eine Riesenfete wiederkommen“, sagte der 70-Jährige. „Es sind schon verrücktere Dinge im Fußball passiert“, orakelte er anschließend im TV-Interview und begann schon mit seinen Psychospielchen gegen den Stadtrivalen Manchester City. Die Sky Blues gehen in den letzten Spieltag punktgleich mit United, aber mit einem Acht-Tore-Vorsprung.
Fußball-England fiebert einem packenden Meister-Finale der Manchester-Rivalen am Sonntag entgegen. Erstmals in der Geschichte der Premier League könnte die Meisterschaft nur durch die Tordifferenz entschieden werden. Dabei stehen beide Clubs vor lösbaren Aufgaben: United tritt beim AFC Sunderland an. City, das 17 seiner bisher 18 Saisonspiele zu Hause gewann, empfängt den Fünftletzten Queens Park Rangers. „Wir sind nur noch einen Schritt von der Trophäe entfernt, aber wir müssen vorsichtig sein, weil QPR den Klassenerhalt sichern will“, warnte Citys Mittelfeldspieler Yaya Touré. Der Ivorer glänzte beim 2:0 bei Newcastle United als Doppeltorschütze.
Das Überraschungsteam um Papiss Demba Cissé galt als letzter großer Stolperstein für den neureichen Scheichclub auf dem Weg zu seinem ersten Meistertitel seit 1968, den dritten insgesamt. Und doch hob City-Coach Roberto Mancini inzwischen schon fast notorisch den Zeigefinger: „Es ist noch nicht zu Ende. Wenn wir glauben, den Titel schon gewonnen zu haben, ist das ein großer Fehler. Die Spieler müssen mit den Beinen auf dem Boden bleiben“, betonte der Italiener, der von 2006 bis 2008 das Meister-Triple mit Inter Mailand geholt hatte, aber in England bisher nur den FA-Cup mit City 2011.
Mit einem wie Ferguson im Nacken ist Vorsicht angesagt. „Wir haben den Titel schon dreimal am letzten Tag gewonnen. Es macht uns nichts aus, das wieder zu tun“, tönte er. United muss sich vorwerfen lassen, beim 2:0-Heimsieg gegen Swansea City nicht mehr für sein Torekonto getan zu haben, und vor allem: in einem Monat ein Acht-Punkte-Polster verspielt zu haben. Aber „Fergie“ will mit der Brechstange die 20. Meister-Trophäe der Red Devils. Es wäre die 13. unter seiner Regie.
Und dabei setzt er auch auf seinen alten Spezi Mark Hughes. Die „Sparky“ genannte ManUnited-Stürmerlegende ist heute Trainer von QPR. Hughes wurde im Dezember 2009 als City-Trainer geschasst und durch Mancini ersetzt. „Ich wünschte, Sparky würde selber noch spielen“, sagte Ferguson. „Er wurde auf eine sehr unethische Weise entlassen, und er wird sich daran erinnern“, prophezeite die Trainer-Ikone.