Messi „glücklich“ auch ohne Tor bei 6:1-Gala
Concepción (dpa) - Den letzten Treffer der 6:1-Halbfinalgala bereitete Lionel Messi auf dem Boden liegend vor.
Ein Jahr nach dem verlorenen WM-Finale gegen Deutschland haben sich der Superstar und die argentinische Fußball-Nationalmannschaft eindrucksvoll die nächste Chance erspielt, den ersten Titel seit über 20 Jahren zu holen. „Wir haben unser erstes Ziel erreicht. Wir stehen wieder in einem Finale“, betonte Kapitän Messi. Drei Tore gegen Paraguay legte er in Concepción auf, an fünf war er insgesamt beteiligt, selbst traf Messi aber nicht.
„Ich hoffe, er hat sich die Tore fürs Endspiel aufbewahrt“, meinte Ex-Bundesligaprofi Martin Demichelis. Im Finale der Copa América trifft der 14-malige Turniergewinner auf Chile - die Gastgeber konnten die Copa noch nie für sich entscheiden. Rekordgewinner ist Uruguay mit 15 Titeln. Argentinien kann also gleichziehen und nach dem Desaster für Erzrivale Brasilien bei der Heim-WM vor einem Jahr und dem Viertelfinal-Aus bei der Copa (gegen Paraguay) die Vormachtstellung in Südamerika untermauern.
Auf was sich Messi und seine Mitstreiter am Samstag im Estadio Nacional Julio Martínez Prádanos von Santiago de Chile aber gefasst machen müssen, bekamen sie schon beim Abspielen der Hymne vor der Demontage der Paraguayer zu spüren, die von wenig freundlichen chilenischen Gesängen nahezu übertönt wurde. Es dauerte jedoch nicht lange, da hatten die Fans der „Albiceleste“ Grund für laute Gesänge. Der aufgerückte Abwehrspieler Marcos Rojo traf nach Messi-Freistoß in der 15. Minute zum 1:0. Javier Pastore (27.), Sergio Agüero (80.), Gonzalo Higuaín (83.) und zweimal Ángel di María (47./53.) machten das halbe Dutzend perfekt.
„Argentinien hat einen Engel“, schrieb die Zeitung „Olé“ in Anspielung auf di María, der der Mannschaft im WM-Finale von Rio wegen einer Verletzung noch so schmerzlich gefehlt hatte. Argentinien habe eine gefräßige Truppe und vor allem: Messi. „Alles, was man zum träumen braucht“, schlussfolgerte das Blatt.
Dass Messi, der beim FC Barcelona in der vergangenen Saison wettbewerbsübergreifend 58 Tore erzielte, bei der Copa bislang nur einmal traf (Elfmeter beim 2:2 im Gruppenspiel gegen Paraguay), nimmt Trainer Gerardo Martino durchaus gelassen zur Kenntnis. „Wenn Messi die Pässe zu Toren gibt, dann gibt es doch gar kein Problem. Er muss nicht der Torjäger des Teams sein, um glücklich zu sein“, betonte Martino, einst auch Messis Trainer beim FC Barcelona. Den Posten als Nationaltrainer hat Martino nach der WM im Sommer 2014 übernommen.
Und er baut auch noch auf die Generation, die mit Blick auf die WM 2018 langsam, aber sicher in die Jahre kommt. Messi wurde während der Copa 28, die Torschützen di María, Higuaín und Agüero sind 27 Jahre alt. Dazu kommen Spieler wie Javier Mascherano (31), Pablo Zabaleta (30) oder Demichelis (34), für den das Finale bei der Copa womöglich das letzte große Endspiel mit der Nationalmannschaft sein könnte.
Umso größer ist bei allen die Gier, dem Land nach 1993 (Copa) wieder einen Titel zu bescheren und sich ein Jahr nach dem Empfang als Vizeweltmeister so richtig in den Straßen von Buenos Aires feiern zu lassen. „Es wird ein enges Spiel“, prophezeite aber Messi, der in der Partie gegen Chile ebenso wie Mascherano auf seinen Vereinskollegen Claudio Bravo im Tor der Chilenen treffen wird.
Rücksicht wird er nicht nehmen, nachdem sie zusammen in diesem Jahr das Triple mit den Katalanen bejubelt hatten. „Die Copa zu gewinnen, würde etwas Großartiges abrunden“, sagte Messi: „Ich möchte unbedingt etwas mit der Nationalmannschaft gewinnen.“ Notfalls auch mit Vorlagen im Liegen.