Milan in der Krise: Fans blockieren Stadionausgang

Mailand (dpa) - Die Krise des AC Mailand ist schwer eskaliert. Rund 300 wütende Milan-Fans blockierten nach einem blamablen 1:1 (1:1) gegen den CFC Genua für mehr als eine Stunde den Stadionausgang und verhinderten somit, dass beide Mannschaften das Giuseppe-Meazza-Stadion verlassen konnten.

Die Situation entspannte sich erst, nachdem die beiden Milan-Stars Kaka und Christian Abbiati mit den frustrierten Anhängern gesprochen hatten. „Milan - was für ein Inferno“, titelte die „Gazzetta dello Sport“. Die Fanproteste und der sportliche Absturz des neunfachen Europapokal- Siegers überlagerten in Italien sogar die 0:1-Heimniederlage des Dortmunder Champions-League-Gegners SSC Neapel gegen den FC Parma.

Auch aus deutscher Sicht war der 13. Spieltag der Serie A eine Enttäuschung. Der am Knie verletzte Mario Gomez musste sein geplantes Comeback noch einmal verschieben und deshalb von der Tribüne aus mit ansehen, wie der AC Florenz bei Udinese Calcio 0:1 (0:1) verlor. Auch Miroslav Klose konnte aufgrund seiner Schulterprobleme nicht verhindern, dass es für Lazio Rom bei Abstiegskandidat Sampdoria Genua nur zu einem 1:1 (0:0) reichte. Den Ausgleich schoss Lorik Cana in der vierten Minute der Nachspielzeit.

Pokalsieger Lazio ist in der Liga seit vier Spielen sieglos, der große AC Mailand sogar schon seit fünf. Auch in der Champions League muss der Verein vor dem wichtigen Spiel bei Celtic Glasgow am Dienstag um das Weiterkommen bangen. Die Milan-Fans hatten bereits während der Partie gegen Genua Plakate mit Aufschriften wie „Wir sehen uns am Ausgang“ hochgehalten. Oder: „Ihr habt unsere Geschichte beschmutzt“. Oder: „Diese Spieler wissen nicht, was Aufopferung ist. Sie haben so viel Geld, während Leute wie wir hart dafür arbeiten.“

Der Frust der Anhänger saß auch deshalb so tief, weil der 18-fache italienische Meister gegen einen 55 Minuten lang in Unterzahl spielenden Gegner auf groteske Weise einen Sieg verspielte. Die Torschuss-Statistik lautete am Ende 39:2 für Milan, Superstar Mario Balotelli verschoss in der 37. Minute beim Stand von 1:1 einen Elfmeter. „Das ist das Ende“, twitterte der Stürmer in der Nacht nach dem Spiel, wobei nicht ganz klar wurde, was er damit meinte.

Wahrscheinlich war es ein sarkastischer Umgang mit der massiven Kritik an seinem Team, denn auch Milans Vize-Präsident Adriano Galliani warnte am späten Samstagabend vor Hysterie. „Es gibt keinen Grund, etwas überzudramatisieren“, sagte der enge Vertraute von Clubboss Silvio Berlusconi. „Die Fans hatten eine Menge zu feiern in den letzten 28 Jahren von Berlusconis Präsidentschaft. Jetzt brauchen wir Ruhe und Geduld. Eine schlechte Saison gibt es überall einmal.“

Neuer Tabellenführer in Italien ist zumindest bis zum Montagabend Juventus Turin. Der amtierende Meister gewann dank der Tore seiner beiden Millioneneinkäufe Fernando Llorente (63.) und Carlos Tevez (75.) mit 2:0 (0:0) bei Aufsteiger AS Livorno.

Der SSC Neapel droht dagegen nach dem späten Gegentor durch Parmas Altstar Antonio Cassano (81.) den Anschluss an die Spitze zu verlieren. „Ich bin enttäuscht. Wir haben nicht gezeigt, was wir können“, sagte Trainer Rafael Benitez. „Jetzt müssen wir uns voll auf Dortmund konzentrieren.“ Neapel blieb zumindest Dritter, weil Verfolger Inter Mailand nicht über ein 1:1 beim FC Bologna hinaus kam.