Milan-Vize nennt Balotelli „Negerlein der Familie“
Mailand (dpa) - Vor einem Monat wurden Kevin-Prince Boateng und der AC Mailand noch für ihr klares Signal gegen Fremdenfeindlichkeit im Fußball gelobt. Jetzt sorgt Milans Vize-Präsident Paolo Berlusconi selbst für einen Rassismus-Skandal.
Der Bruder des ehemaligen italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi hat den dunkelhäutigen Stürmer Mario Balotelli jüngst als „Negerlein“ bezeichnet. Wie auf einem im Internet zugänglichen Video zu hören ist, sagte der Herausgeber der Tageszeitung „Il Giornale“ am Ende einer Rede bei einer Wahlkampfveranstaltung am Sonntag in Varedo bei Mailand: „Jetzt gehen wir zum Negerlein der Familie, dem Hitzkopf“.
Im Internet löste Berlusconis offenbar scherzhaft gemeinte Äußerung heftige Kritik aus. Nutzer in sozialen Netzwerken riefen Balotelli dazu auf, ähnlich wie Boateng zu reagieren. Einige forderten, der 22-Jährige solle auch vom Platz gehen. Andere schlugen vor, er solle wie Boateng den Ball auf die Ehrentribüne dreschen.
Am 3. Januar hatte der gebürtige Berliner Boateng nach rassistischen Sprechchören gegnerischer Fans ein Testspiel der Mailänder in Busto Arsizio gegen den Club Pro Patria zum Abbruch gebracht. Weil er fortwährend verhöhnt wurde, schoss der dunkelhäutige Fußballer den Ball auf die Ränge, zog sein Trikot aus und verließ den Platz. Seine Teamkollegen folgten ihm.
Italienischen Medienberichten zufolge reagierte Balotelli bislang nicht auf den Vorfall vom Sonntag. Paolo Berlusconi habe sich auch nicht entschuldigt. Am Mittwoch war Balotelli mit der Nationalelf bei einem Freundschaftsspiel in Amsterdam gegen die Niederlande.
Nach seiner „Negerlein“-Bemerkung hatte Berlusconi auf der Wahlkampfveranstaltung am Sonntag auch noch die anwesenden Hostessen eingeladen, ihn ins Stadion zu begleiten. „Die jungen Damen sind natürlich eingeladen. Wenn ihr mit mir kommt, habt ihr auch die Möglichkeit, den Präsidenten kennenzulernen“, sagte Paolo Berlusconi.
Milan-Präsident Silvio Berlusconi hatte sich am Mittwoch bemüht, den Verdacht zu zerstreuen, dass er Balotelli aus wahltaktischen Gründen verpflichtet habe. „Diesen Gedanken gab es überhaupt nicht“, betonte der Besitzer des Serie-A-Clubs im Programm des Radiosenders „Radio 24“.
Kritiker hatten ihm unterstellt, er habe den Star zu Milan geholt, um damit im laufenden Wahlkampf zu punkten. Dies sei allein schon deshalb abwegig, weil nicht alle Wähler Milan-Fans seien, erklärte der Politiker. „Wenn sechs Millionen Milan-Fans darüber glücklich sind, ärgern sich die anderen Fans“, meinte Berlusconi.
Milan hatte Balotelli in der vergangenen Woche für eine Ablösesumme von 20 Millionen Euro von Manchester City geholt. Gleich zum Einstand schoss „Super Mario“ die Mailänder beim 2:1-Sieg gegen Udinese Calcio am Sonntagabend mit zwei Toren zum Sieg. „Balotelli ist ein guter Junge“, lobte Berlusconi seinen neuen Star nach den ersten Treffen. Vor dem Transfer hatte er den wegen seiner Disziplinlosigkeit und seiner Eskapaden berüchtigten Kicker noch als „faulen Apfel“ bezeichnet, der eine ganze Mannschaft anstecken könne.