Mourinho übernimmt die Macht bei Real Madrid

Madrid (dpa) - Die Meisterschaft oder die Champions League hat José Mourinho mit Real Madrid noch nicht gewonnen - dafür errang der Trainer einen anderen Erfolg: Er eroberte die Macht beim schillerndsten Fußballclub der Welt.

Real-Präsident Florentino Pérez entließ Mourinhos Widersacher Jorge Valdano, der dem Clubchef lange als „rechte Hand“ gedient hatte. Zugleich schaffte er Valdanos Posten des Generaldirektors ab und gab dem Portugiesen praktisch freie Hand. „Auf sportlichem Gebiet ist Mourinho jetzt der Sprecher des Vereins“, sagte Pérez.

„Mou“ erhält damit bei Real als Trainer und Manager eine ähnlich starke Position wie Alex Ferguson bei Manchester United oder Arsène Wenger beim FC Arsenal. Immer mehr setzt er auch verstärkt auf Spieler aus der Bundesliga. Nachdem Real vor einem Jahr bereits die deutschen Nationalspieler Mesut Özil (Werder Bremen) und Sami Khedira (VfB Stuttgart) geholt hatte, verpflichteten die Madrilenen nun zur neuen Saison auch Nuri Sahin vom deutschen Meister Borussia Dortmund und Hamit Altintop vom FC Bayern München.

Bei der Entlassung Valdanos hatte der Real-Präsident kaum eine andere Wahl. Der Argentinier kam mit Mourinho von Anfang an nicht zurecht - seit Monaten hatten beide kein Wort mehr miteinander gewechselt. Die Kleinkrieg hinter den Kulissen gipfelte darin, dass der Coach es dem Generaldirektor untersagte, das Training zu besuchen und mit der Mannschaft zu Auswärtsspielen zu reisen. Mourinho soll den Clubchef aufgefordert haben, sich für einen von beiden zu entscheiden, was Pérez allerdings dementierte.

Mit der Entlassung Valdanos legt der Real-Präsident sein Schicksal ganz in die Hände Mourinhos. Die Presse wertete die Entscheidung als ein Zeichen von Schwäche. „Pérez handelte nicht aus eigenem Willen, er tat das, was Mourinho ihm auferlegt hatte“, schrieb die Zeitung „El País“. Der Kolumnist Santiago Segurola meinte: „Mourinho ist nun de facto der Clubchef. Pérez gleicht eher einem König. Er herrscht, aber er regiert nicht.“

Valdano hatte sich bei Real als Hüter der traditionellen Ideale des Vereins verstanden. Er achtete auf einen vornehmen Stil und gute Manieren, die nach Ansicht des Argentiniers zu einem Club wie Real gehören. Der Konflikt mit einem Provokateur wie Mourinho war daher vorprogrammiert. Als der Portugiese sich - wieder einmal - bitter über einen Schiedsrichter beklagte, hielt Valdano ihm entgegen: „Wir reden nicht über die Unparteiischen.“

Dass Mourinho im Machtkampf die Oberhand behielt, lag auch daran, dass er die Mehrheit der Anhänger auf seiner Seite weiß. Pérez wagte es nicht, sich in dem Konflikt gegen die Fans zu stellen. Dabei hegt der Clubchef, wie „El País“ schreibt, selbst seine Zweifel an den ruppigen Methoden Mourinhos.