Mourinho unterschreibt bei Manchester United
London (dpa) - Als José Mourinho nach der letzten Verhandlungsrunde mit seinem neuen Arbeitgeber Manchester United in sein Luxusdomizil im Herzen Londons zurückkehrte, hielt er eine braune Papiertüte in der Hand, eine Dokumentenmappe klemmte unter seinem Arm.
Ein edler Tropfen zur Begrüßung und ein unterschriebener Dreijahresvertrag? Am Freitagmorgen machte der englische Fußball-Rekordmeister endlich offiziell, worüber seit Wochen spekuliert und was seit Tagen erwartet wurde: Der 53 Jahre alte Portugiese, eine der schillerndsten und umstrittensten Figuren im Trainergeschäft, übernimmt ManUnited.
„José ist ganz einfach der beste Trainer, den es heute in dem Spiel gibt“, sagte Geschäftsführer Ed Woodward. Mourinho erhält einen Dreijahresvertrag mit der Option auf ein weiteres Jahr bis 2020. In seinem ersten Instagram-Beitrag überhaupt veröffentlichte Mourinho ein Bild mit den Worten „Manchester United Football Club Limited and José Mário dos Santos Mourinho Felix, service agreement“.
„Trainer von Manchester United zu werden, ist eine besondere Ehre“, sagte Mourinho. „Es ist ein Club, der auf der ganzen Welt bekannt ist und bewundert wird.“ ManUnited verkörpere eine Mystik und eine Romantik, die kein anderer Verein vorweisen könne.
Der Club des deutschen Nationalmannschaftskapitäns Bastian Schweinsteiger hatte allerdings in der vergangenen Saison als Tabellenfünfter die Qualifikation zur Champions League verpasst. Auch der Gewinn des FA Cups am vergangenen Samstag rettete den Job des Niederländers Louis van Gaal nicht mehr. Nun soll also Mourinho, der im Dezember beim FC Chelsea wegen Erfolglosigkeit beurlaubt worden war, den Club an die Spitze in der Premier League und zurück auf die große europäische Bühne führen. Die letzte Meisterschaft feierten die Red Devils 2013, den letzten Champions-League-Erfolg 2008.
Seit Monaten hatte es Spekulationen über das Mourinho-Engagement gegeben. Für den „Guardian“ war es das „am schlechtesten gehütete Nicht-Geheimnis des Fußballs“. Dann schien alles ganz schnell zu gehen: Am Dienstag, nur einen Tag nachdem sich der Verein von van Gaal getrennt hatte, wurden die Verhandlungen publik. Doch die zogen sich hin. Drei Tage lang spekulierten die Medien auf der Insel darüber, was da hinter verschlossenen Türen so besprochen wurde.
Um Bildrechte soll es gegangen sein und um Sponsorenverträge. Die Krönung setzte dem Ganzen die Meldung auf, dass Mourinhos ehemaliger Arbeitgeber Chelsea die Rechte an Mourinhos Namen und Unterschrift hält: Nur der Club aus London darf zum Beispiel Dessous im Namen des Portugiesen verkaufen. Doch das war nur eine Randnotiz.
Am meisten interessiert nun: Welche Spieler wird „The Special One“, wie der 53-Jährige in England genannt wird, ins Old Trafford holen? Wen braucht er nicht mehr? Zlatan Ibrahimovic wird gehandelt, über die Zukunft von Schweinsteiger ohne dessen Förderer van Gaal spekuliert. Keinen Zweifel dürfte es geben, dass Mourinho ein üppiges Budget für Aktivitäten auf dem Transfermarkt ausgehandelt hat.
„Ich hatte eine fantastische Zeit mit ihm“, sagte Ibrahimovic und schwärmte von den gemeinsamen Zeiten bei Inter Mailand. Gefragt, ob er ein konkretes Angebot von Manchester United habe, gluckste er nur vielsagend in die Kameras und sagte „Mal schauen, was passiert“. Auch der Brasilianer Willian vom FC Chelsea und der Argentinier Gonzalo Higuain vom SSC Neapel werden als mögliche Zugänge gehandelt.
Schweinsteiger fand ebenfalls lobende Worte. „Jeder Spieler würde gerne unter Mourinho trainieren“, sagte er im Trainingslager der Nationalmannschaft in Ascona. Auch der DFB-Kapitän weiß um die Brisanz der Stadt-Derbys in der kommenden Saison. Bei Manchester City sitzt dann in Pep Guardiola ein Intimfeind von Mourinho auf der Bank.
Als Guardiola noch Trainer beim FC Barcelona und der Portugiese bei Real Madrid waren, gerieten die beiden Coaches häufiger heftig aneinander. „Es sieht danach aus, dass es ein interessantes Stadtduell geben wird in Manchester“, sagte Schweinsteiger.
Und auch das Duell gegen den FC Liverpool mit dem selbst ernannten „Normal One“ Jürgen Klopp dürfte es für in sich haben für „The Special One“ Mourinho.