Österreich: Spielmanipulation wegen Schulden?
Grödig (dpa) - Privatschulden sind möglicherweise Auslöser für einen Erpressungs- und Manipulationsversuch im österreichischen Fußball. Der Fußballprofi des SV Grödig, Dominique Taboga, soll nach Darstellung der Behörden Schulden gehabt haben.
Daraufhin soll er von Erpressern zu einer Wettmanipulation angestiftet worden sein. Der Erstligakicker wollte angeblich mit Geldzahlungen die Erpresser loswerden. Allerdings relativierte er seine ursprüngliche Aussage und gab zu, nur 30 000 statt 70 000 Euro gezahlt zu haben. „Er ist teilweise von den massiven Vorwürfen abgewichen“, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Salzburg, Marcus Neher.
Einer der drei verhafteten Verdächtigen ist wieder auf freiem Fuß. Bei ihm soll es sich nur um einen Mitläufer handeln. Die beiden anderen Männer sind noch in Polizeigewahrsam. Sie werden in die Justizanstalt Salzburg überstellt. Dort werde geprüft, ob Untersuchungshaft verhängt werde. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen schwerer Erpressung.
Taboga soll laut eigener Aussage erpresst worden sein, Spiele zu manipulieren. Als sich der 31-Jährige weigerte, seien er und seine Familie bedroht worden. Daran soll laut Medienberichten auch ein ehemaliger österreichischer Nationalspieler beteiligt gewesen sein. Laut aktuellem Ermittlungsstand könnte die Anstiftung zur Spielmanipulation ein Angebot gewesen sein, die angehäuften Schulden zu begleichen.
Der Fußballprofi hat Anfang der Woche seinen Verein in der Nähe von Salzburg und die zuständige Polizei von der vermeintlichen Erpressung informiert. Bei einer fingierten Geldübergabe auf einem Parkplatz kam es zur Verhaftung der drei Männer.
Von seinem Verein wurde Taboga zunächst freigestellt. Der SV Grödig wollte wegen des laufenden Verfahrens gegenüber der dpa keine weitere Stellungnahme abgeben. Am Dienstag hieß es in einer schriftlichen Mitteilung, der Club sei „schockiert“.
Österreichs Kapitän der Nationalmannschaft, Christian Fuchs, äußerte sich im Trainingsquartier in Spanien knapp zu den Vorfällen. „Natürlich ist das eine Sache, die dem Fußball allgemein schadet. Aber das ist nicht eine Angelegenheit für uns als Nationalteam, da sind andere Leute gefragt“, wird Fuchs von der österreichischen Nachrichtenagentur APA zitiert.
Auch der Österreichische Fußball-Bund (ÖFB) hält sich zunächst noch zurück. ÖFB-Präsident Leo Windtner ließ wissen: „Wir haben höchstes Interesse an einer raschen und restlosen Aufklärung des Sachverhalts, da Spielmanipulation eine der größten Gefahren im Fußballsport darstellt. Allfällige Vergehen müssen hart bestraft werden.“
Unabhängig von dem Fall ermittelt die Staatsanwaltschaft Graz gegen neun aktive Spieler, wie der ORF berichtete. Sie sollen wie 14 weitere Personen im Verdacht stehen, Spiele manipuliert zu haben, um Geld in Wettbüros zu machen. Die Staatsanwaltschaft Graz war auf dpa-Anfrage nicht mehr erreichbar.
Betroffen seien zahlreiche Vereine, unter anderem auch aus der österreichischen Bundesliga, sagt der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Hansjörg Bacher, dem ORF. Ein ehemaliger Spieler des SV Kapfenberg soll gestanden haben. Insgesamt 15 Spiele zwischen den Jahren 2009 und 2011 wurden von den Ermittlern untersucht. Mit einer Entscheidung über eine Anklage sei Anfang nächsten Jahres zu rechnen.