Özil: „Ballack hat mich auf dem Platz unterstützt“
Madrid (dpa) - Mesut Özil wechselte vor dieser Saison vom Werder Bremen zu Real Madrid. Bei den „Königlichen“ erntet er Woche für Woche glänzende Kritiken. Im Interview der Nachrichtenagentur dpa spricht Özil über sein Vorbild Zinédine Zidane, Mitspieler Cristiano Ronaldo und über Michael Ballack.
Wenn Sie die Zeitungen lesen, was denken Sie? Hätten Sie sich Ihre erste Saison bei Real Madrid so vorgestellt?
Özil: „Ich freue mich erstmal, dass es bei mir gut läuft, aber ich habe noch nichts erreicht. Ich bin natürlich auf einem guten Weg. Ich bin hierhergekommen, um Titel zu holen und mich weiterzuentwickeln. Ich bin froh, dass ich das Vertrauen vom Trainer habe. So kann ich auf dem Platz befreit aufspielen. Als ich hierher gewechselt bin, wusste ich natürlich, was für ein Potenzial ich habe. Aber ich muss auch zugeben, dass ich für dieses Ziel sehr hart gearbeitet habe.“
Es ist schade, dass Kaka sich verletzt hat, aber das hat Ihnen eine gute Chance gegeben, in die Stammelf zu kommen.
Özil: „Ich finde es sehr schade, dass er sich verletzt hat, wir haben nämlich auch kurzfristig zeigen können, dass wir zusammenspielen können. Letzten Endes entscheidet immer der Trainer, wer spielen soll. In jedem Training muss ich mich beweisen und das tue ich.“
Sie wurden mit Zinédine Zidane verglichen, aber Sie haben gesagt, dass Sie noch viel zu beweisen haben. Möchten Sie etwa wie Zidane werden?
Özil: „Er ist mein Idol. Er war in meinen Augen der perfekte Spieler. Mein Ziel ist es, dass ich mich ständig verbessere. Alle anderen sollen urteilen, wie gut man ist.“
Glauben Sie, dass Sie den Goldenen Ball des Weltfußballers gewinnen können?
Özil: „Zunächst einmal möchte ich sagen, dass es mir viel wichtiger ist, mit der Mannschaft erfolgreich zu spielen und Titel zu holen als diese Auszeichnung. Sollte aber die irgendwann mal hinzukommen, nimmt das jeder Fußballer mit Kusshand an.“
Real zahlte für Sie 15 Millionen Euro Ablösesumme. Waren Sie billig?
Özil: „Ich rede über die Zahlen grundsätzlich nie in der Öffentlichkeit. Letzten Endes war das eine sehr gute und faire Lösung für alle Beteiligten. Und die Höhe der Ablösesumme gibt keinem Spieler auf der Welt eine Stammplatzgarantie, sondern nur die Leistung.“
Sie haben gesagt: 'Für mich ist Mourinho der Beste und ich wollte bei ihm spielen'. Was hat er Ihnen beigebracht?
Özil: „Für mich ist er der beste Trainer der Welt. Man hat in den vergangenen Jahren gesehen, wie viele Titel er geholt hat. Das Wichtige ist, dass ich unter ihm trainieren kann, darauf bin ich stolz. Man sieht ja, jeder Spieler entwickelt sich weiter.“
Ist er wirklich 'The Special One'?
Özil: „Auf jeden Fall, ja.“
Sie spielen nun mit Cristiano Ronaldo zusammen, was ist er für ein Typ?
Özil: „Er hat in den letzten Jahren bewiesen, was er für ein Weltklassefußballer ist. Wir brauchen ihn auf jeden Fall. Er ist immer höflich, immer nett. Auf dem Platz gibt er immer hundert Prozent Gas. Er ist ehrgeizig, will immer gewinnen, auch wenn wir Trainingsspiele machen. Ich freue mich natürlich, dass ich mit ihm spiele.“
Deutschland hat eine super WM gespielt, aber wieder gegen Spanien verloren. Haben Sie Lust auf eine Revanche bei der Euro?
Özil: „Die WM war ein schönes Erlebnis für uns. Aber man muss klar sagen, dass Spanien im Halbfinale viel besser war. Bei der EM wissen wir jetzt natürlich, dass wir viel Potenzial haben. Wir haben uns weiterentwickelt, sind robuster geworden. Wenn wir das gegen Spanien abrufen, stehen die Chancen auf jeden Fall 50:50.“
Gibt es noch einen Platz für Michael Ballack in der neuen Philosophie der Nationalmannschaft?
Özil: „Was das Sportliche betrifft, darüber entscheidet der Bundestrainer. Bei meinen ersten Auftritten in der Nationalmannschaft hat Michael Ballack viel mit mir gesprochen und mich auf dem Platz unterstützt. Das hat mir damals sehr geholfen und dafür bin ich ihm dankbar.“
Fühlen Sie sich wohl als Multikulti-Symbol?
Özil: „Auf jeden Fall. Meine Eltern kamen aus der Türkei, ich bin in Deutschland geboren. Ich freue mich, dass ich beide Kulturen kennengelernt habe. Die positiven Seiten dieser beiden Kulturen machen mir auch gerade bei meinem Auslandsaufenthalt in Madrid das Leben einfacher.“
Könnte Real Madrid die letzte Station Ihrer Karriere sein oder denken Sie daran, Ihre Karriere in Deutschland zu beenden?
Özil: „Darüber mache ich mir keine Gedanken. Ich habe hier bewusst einen langfristigen Vertrag abgeschlossen, worüber ich sehr glücklich bin.“
In der Champions League wartet nun Tottenham Hotspur. Was wissen Sie über den Gegner?
Özil: „Ich weiß, dass sie kompakt sind. Und natürlich sehr gute und schnelle Spieler haben. Aber wir schauen generell immer auf unser Spiel. Wenn wir umsetzen, was der Trainer will, dann bin ich davon überzeugt, dass wir das Spiel gewinnen.“