Özil nach Pleite in Manchester in der Kritik
London (dpa) - Mesut Özil verschwand sehr schnell im Tunnel. Kein Klatschen. Kein Winken. Nichts. Nach dem 0:1 bei Manchester United warteten die Fans des FC Arsenal im Stadion vergeblich auf eine freundliche Geste ihres Superstars.
Für ihn aber gab es nach seiner ersten Pleite mit den Gunners in der englischen Premier League nichts zu lachen. Das änderte sich auch am Tag danach nicht. Die Zeitungen auf der Insel hatten sich in ihrer Nachlese auf den deutschen Fußball-Nationalspieler eingeschossen.
Seine Leistung sei enttäuschend gewesen, meinte die „Sun“. Andere schrieben, dass Özil der schlechteste Gunner im Old Trafford gewesen war, der „Guardian“ hielt fest, der 25 Jahre alte Offensivkünstler habe das Duell der beiden Zehner mit Wayne Rooney um Längen verloren. „Rooney führt Özil an der Nase herum“, hieß es in dem Blatt.
Womöglich lag der schwache Auftritt auch an der angeschlagenen Gesundheit des Mittelfeldstars. Özil reiste jedenfalls am Montag wie Per Mertesacker wegen Grippe-Symptomen nicht zum Treffpunkt der deutschen Nationalmannschaft nach München. Ob er in den Länderspiel-Klassikern gegen Italien und England spielen kann, ist noch offen.
Mit Blick auf das Titelrennen verallgemeinerte die „Sun“, Arsenal habe zehn der letzten 13 Auswärtsspiele bei ManUnited, Manchester City und dem FC Chelsea verloren und daher keine Chance. „Es hatte vielleicht den Anschein, sie könnten es mit den großen Jungs aufnehmen, aber die Wahrheit sieht anders aus“. Dennoch: Arsenal bleibt Spitzenreiter. Andere Zeitungen verbuchten die Niederlage beim Meister daher keineswegs als Beweis der Titeluntauglichkeit.
Für Özil aber gab es auch in den Internet-Fanforen Häme. Arsenal-Anhänger kommentierten scherzhaft, ihr Club habe diesmal ohne die drei deutschen DFB-Kicker gespielt. Lukas Podolski fehlte verletzt, Per Mertesacker musste wegen einer Grippe-Erkrankung kurzfristig absagen - und Özil war über weite Strecken abgetaucht. Auch von ManUnited-Coach David Moyes gab es einen Denkzettel. „Große Spieler erzielen in wichtigen Spielen großartige Tore“, sagte der Schotte über seinen Stürmer Robin van Persie, der in der 27. Minute den entscheidenden Treffer markiert hatte. Özil meinte er damit nicht.
Der „Zauberfuß“ hat in der Tat in den vergangenen Wochen ein wenig von seinem Glanz verloren. Schon beim 1:0-Sieg in der Champions League bei Borussia Dortmund konnte Özil kaum Akzente setzen, beim 2:0 gegen Liverpool war es ähnlich. Vor den beiden Länderspielen der DFB-Auswahl am Freitag in Italien und am Dienstag in England ist der Ex-Madrilene in einer Formkrise. „Für Özil blieb nur Enttäuschung. Er blieb in der ersten Hälfte weitgehend anonym und ließ sich hinter Aaron Ramsey zurückfallen. Das war der Hauch eines Rücktritts“, meinte der „Guardian“. Der Waliser hatte dem Deutschen zuletzt schon häufiger die Show gestohlen.
Abgeschrieben ist Özil deswegen auf der Insel aber nicht. Obwohl die Zeitung meinte, dass Rooneys Leidenschaft und Arbeitspensum im Vergleich zu Özils Geniestreichen auf dem Rasen zwar nicht alles sei, aber eben doch zum Fußball dazugehöre, ist sie sicher, dass der Arsenal-Star aus der Pleite lernen würde. Schon am 19. November kann Özil im Wembley-Stadion den Beweis erbringen und diesmal vielleicht Rooney im Trikot der Three Lions an der Nase herumführen.