Papst Franziskus lässt Fußball im Vatikan aufleben
Madrid (dpa) - Mit Papst Franziskus wird Fußball im Vatikan wieder hoffähig. Der Argentinier Jorge Bergoglio ist, ganz anders als sein Amtsvorgänger Joseph Ratzinger, eingefleischter Fan.
„Gott schien (zuletzt) zu schlafen“, hatte Franziskus' Vorgänger Benedikt XVI. eingeräumt, kurz bevor er aus dem Amt schied. Das galt in den vergangenen Jahren im Vatikan auch für den Fußball.
Erst vor kurzem hatte der frühere Werder-Bremen-Manager Willi Lemke, seit 2008 Sport-Sonderberater des UN-Generalsekretärs, verraten: „Ich war vor zwei oder drei Jahren im Vatikan und habe mit einem Freund von Benedikt XVI. gesprochen. Er hat mir gesagt, dass der keinen Fußball mag.“ Ratzinger sei nämlich als kleiner Junge beim Fußballspielen von den kleinen Kameraden immer ausgeschlossen worden.
Dieses Problem hatte Bergoglio (76) nicht. Ganz im Gegenteil: Als „Jorgito“ hat der erste Papst aus Lateinamerika auf den Bolzplätzen der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires vielleicht sogar mit der späteren Fußball-Legende Alfredo Di Stéfano gekickt. Daran glaubt sich nun jedenfalls der heutige Ehrenpräsident des spanischen Rekordmeisters Real Madrid zu erinnern.
„Wir gingen damals auf die selbe Schule. Er (Bergoglio) wohnte in einer Kirche zwei Straßen von meinem Familienhaus entfernt“, schrieb der 86-Jährige dieser Tage in seiner Kolumne der Madrider Sportzeitung „Marca“. „Wahrscheinlich gehörte der Papst damals zu den Jungs, mit denen ich auf der Straße Ball gespielt habe.“
Ein anderer legendärer Weltklassespieler aus Argentinien, kein Geringerer als Diego Maradona, hat den neuen Papst bereits um ein Treffen gebeten. „Der Gott des Fußballs kommt aus Argentinien, nun ist auch der Papst Argentinier“, sagte der Weltmeister von 1986. „Ich hoffe, dass ich eine Audienz bekomme, wenn ich demnächst in Italien bin.“
Papst Franziskus ist leidenschaftlicher Anhänger des mehrfachen argentinischen Meisters San Lorenzo de Almagro. Er kann immer noch die Team-Aufstellungen aus den 1950er Jahren aufsagen. Bei San Lorenzo in Buenos Aires nennt man Franziskus in Anlehnung an den Spitznamen der Clubfans nur noch „den ersten Raben-Papst“, so schlecht das auf Deutsch auch klingen mag.
Franziskus ist jedoch nicht der erste Fußball-Fan auf dem Heiligen Stuhl. Johannes Paul II., bis zu seinem Tod am 2. April 2005 mehr als 26 Jahre Papst, stand in seiner Kindheit im polnischen Krakau im Kasten, soll aber auch mit dem Ball am Fuß nicht schlecht gewesen sein. Als Karol Wojtyla bereits Papst war, machte ihn der FC Barcelona zum Clubmitglied Nummer 108 000.
Der bereits verstorbene US-Schriftsteller und Journalist Nino Lo Bello schrieb, der Pole habe am 22. Oktober 1978 seine Amtseinführung extra zeitlich so gelegt, dass er am Abend das italienische Erstligaspiel zwischen AS Rom und dem FC Bologna (2:0) im Fernsehen verfolgen konnte.