Platini kritisiert Transfersystem
Monaco (dpa) - Angesichts des möglichen 100-Millionen-Euro-Wechsels von Gareth Bale zu Real Madrid hat UEFA-Präsident Michel Platini harte und generelle Kritik am Transfersystem im Profifußball geübt.
„Niemand respektiert mehr die Verträge. Wenn man einen Vertrag unterschreibt, muss man ihn respektieren. Das ist meine Meinung. Da ist etwas Ungesundes im ganzen Fußball-Geschäft“, sagte der Franzose in Monaco. Die Spieler würden nicht mehr wie zu seinen aktiven Zeiten den Vereinen gehören, sondern Agenten oder Konzernen, bemängelte Platini.
Eine dreistellige Millionensumme für Tottenham-Profi Bale sei für sich allein nicht das grundlegende Problem. „Wenn Madrid drei Spieler für 30 Millionen kaufen würde, würde niemand etwas sagen.“ Die Höhe von Transfersummen sei schon immer diskutiert worden, auch als die Rekordzahlungen noch im einstelligen Millionenbereich lagen, betonte Platini. Der Weltverband FIFA müsse allerdings grundsätzlich über eine Veränderung des Transfersystems und der Geldflüsse bei Spielerwechseln nachdenken, forderte Platini.
Konkret sprach sich der UEFA-Chef für eine Verkürzung des Transferfensters aus. Dieses endet in diesem Jahr am kommenden Montag, also deutlich nach Saisonbeginn in vielen europäischen Ligen.
Das eigene Kontrollsystem Financial Fair Play (FFP) bezeichneten Platini und UEFA-Generalsekretär Gianni Infantino erneut als Erfolg. Beleg hierfür sei auch der Rückgang der ausstehenden Zahlungen von Vereinen untereinander und an Spieler von 57 Millionen Euro im Jahr 2011 auf derzeit neun Millionen Euro.
Erstmals lag die Umsatzsteigerung der Vereine mit 6,9 Prozent über der Lohnsteigerung (6,5 Prozent) für die Profis. Der Verlust von Europas Erstligisten reduzierte sich von 1,7 Milliarden Euro in 2011 auf 1,06 Milliarden Euro 2012. Diese Zahlen wertete Infantino als Indizien für eine vernünftigere Finanzpolitik der Clubs angesichts drohender Strafen durch die UEFA.
Platini versprach, bei der nächsten Prüfung der Finanzzahlen auch ganz genau auf die Aktivitäten umstrittener Clubs wie Paris St. Germain oder Manchester City zu achten, die sich durch Investorengelder hohe Ablösesummen leisten können.
Noch nicht im UEFA-Radar erfasst ist AS Monaco. Der Aufsteiger in die französische Ligue 1 hat durch die Finanzspritzen des russischen Milliardärs Dimitri Rybolowlew mehrere hundert Millionen Euro für neue Spieler ausgegeben, die er nur schwerlich aus seinen Einnahmen finanzieren konnte. Erst wenn sich Monaco für einen Europacup qualifiziert, werden die Investitionen durch das FFP-System kontrolliert. „Dann schauen wir uns die Aktivitäten der letzten drei Jahre an“, sagte Infantino.