Polizei bezeichnet Spielabsage in Manchester als „Fiasko“

Manchester (dpa) - Die Spielabsage im Old Trafford von Manchester wegen einer Sprengstoff-Attrappe hat ein Nachspiel. Mit unverhohlener Empörung kritisierte Polizeichef Tony Lloyd das Vorgehen nur wenige Minuten vor Spielanpfiff am Sonntag: „Es ist empörend, dass diese Situation entstand.“

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Nun müsse geklärt werden, „wie das geschehen ist, warum es geschehen ist und wer dafür zur Verantwortung gezogen wird“. Zugleich versuchten die Premier League und Manchester United die Gemüter zu beruhigen. Das Spiel gegen Aufsteiger Bournemouth findet jetzt am Dienstagabend (21.00 Uhr) statt. Die Fans bekommen ihre Tickets vom Sonntag erstattet - und erhalten am Dienstag freien Eintritt. Der englische Rekordmeister, dem der verletzte Bastian Schweinsteiger fehlt, hat keine realistische Chance mehr auf Rang vier und das Erreichen der Champions-League-Qualifikationsspiele.

Die Partie war am Sonntag kurz vor dem Anpfiff abgesagt worden, nachdem ein „verdächtiges Päckchen“ in der Arena entdeckt worden war. Zehntausende Fans wurden eiligst aus dem Stadion geführt, die Spieler in Sicherheit gebracht. Bombenexperten der Armee rückten an, führten eine kontrollierte Sprengung durch. Doch später entpuppte sich das „verdächtige Päckchen“ als Sprengstoff-Attrappe, die ein privates Unternehmen nach einer Übung in einer Stadion-Toilette vergessen hatte.

Es habe sich um ein „Fiasko“ gehandelt, sagte Lloyd. Menschen seien ohne Not in Gefahr gebracht worden, meinte er mit Blick auf die eilige Räumung. Zudem sei die Zeit von Polizeibeamten und Bombenexperten unnötigerweise vergeudet worden. Zwar wolle er die Professionalität der Beamten, deren Verantwortung es gewesen sei, die Fans rasch aus dem Stadion zu bringen, nicht in Frage stellen. Aber es sei nicht zu akzeptieren, dass es überhaupt zu einer solchen Situation kommen konnte.

Zunächst waren am Sonntag lediglich zwei Tribünen geräumt worden, der Gastgeber sprach von einer Verzögerung des Spielbeginns. Später mussten auch die Fans auf den anderen Rängen das Stadion verlassen, das Spiel wurde abgesagt.

In Großbritannien herrscht seit längerem erhöhter Terroralarm. Die Evakuierung in Manchester weckte böse Erinnerungen: Im November hatten Islamisten während des Länderspiels zwischen Frankreich und Deutschland in unmittelbarer Nähe des Stade de France in Paris Bomben gezündet. Wenige Tage später wurde aus Furcht vor einem Anschlag das Freundschaftsspiel zwischen dem DFB-Team und den Niederlanden kurz vor Spielbeginn abgesagt - auch hier wurde später kein Sprengstoff gefunden, die Absage geriet in die Kritik.