Rohrs Abenteuer Afrika-Cup: „Wäre ein Wunder“

Port Elizabeth (dpa) - Der Niger ist beim Afrika-Cup krasser Außenseiter. Dennoch hofft der deutsche Trainer Gernot Rohr insgeheim auf eine Sensation.

Empfänge beim Präsidenten des Niger haben bisweilen hohen Unterhaltungswert. Die Residenz von Mahamadou Issoufou wird zu besonderen Anlässen festlich hergerichtet, durch den Garten springen schon mal Gazellen. „Er hat uns feierlich die Fahne überreicht und alles Gute gewünscht“, sagte der deutsche Nationaltrainer des westafrikanischen Landes, Gernot Rohr, der Nachrichtenagentur dpa über die Verabschiedung zum Fußball-Afrika-Cup in der vergangenen Woche.

Die Anreise nach Südafrika war weniger idyllisch. Rohr und seine Mannschaft teilten sich mit Konkurrent Burkina Faso ein Charterflugzeug, um die Kosten im Zaum zu halten. Beide Teams bezogen auch zunächst ein gemeinsames Quartier, ehe sich Außenseiter Niger nach Port Elizabeth aufmachte. Dort bestreitet er seine Spiele in der Gruppe B gegen Ghana, Landesnachbar Mali und die Demokratische Republik Kongo um Cedrick Makiadi vom Bundesligisten SC Freiburg.

„Wir wollen besser abschneiden als beim letzten Mal“, sagte Rohr, der zumindest eine kleine Mitschuld am ernüchternden Ergebnis beim Turnier 2012 trägt. Denn der heute 59-Jährige war damals Coach von Gabun und fügte dem Niger eine schmerzhafte 0:2-Auftaktniederlage zu. Mit Gabun schied der frühere Kicker des FC Bayern München dann erst im Viertelfinale unglücklich gegen Mali aus, der Niger musste punktlos nach der Gruppenphase die Heimreise antreten.

„Wir wollen jetzt mindestens so gut abschneiden wie beim letzten Mal mit Gabun. Das wäre zwar ein Wunder, aber man darf ja träumen“, meinte Rohr, der seit dem 1. September 2012 den Niger coacht und zuvor rund zwei Jahre für Gabun verantwortlich war. An seinen derzeitigen Verband ist er noch bis 2014 gebunden.

Der gebürtige Mannheimer, der 1998/99 ein Intermezzo als Technischer Direktor bei Eintracht Frankfurt hatte, fühlt sich in Afrika wohl. Wie fast auf dem ganzen Kontinent hat auch der nigrische Verband finanzielle Probleme, doch die Menschen in dem 16-Millionen-Einwohner-Land haben es dem langjährigen Profi von Girondins Bordeaux angetan. „Meine Spieler sind unverbraucht, sie sind vom Geld nicht verdorben. Und sie haben ein großes Herz“, sagte Rohr. „Es macht einfach Spaß, mit ihnen zusammenzuarbeiten.“

Rohr hält große Stücke vor allem auf den jungen Soumalia Mohamed, der in der heimischen Liga für Olympic FC spielt, und auf den derzeit vereinslosen Karim Lancina im Mittelfeld. Schon seit dem 27. Dezember konnte sich der Coach mit dem kompletten vorläufigen Kader auf das afrikanische Prestigeturnier vorbereiten. „Manchmal hat es auch Vorteile, wenn Spieler nicht bei Großclubs unter Vertrag stehen“, meinte Rohr mit Blick auf eventuelle Abstellungsprobleme.

Mit prominenten Profis ist der Kader von Mitfavorit Mali gespickt. Von dem Landesnachbarn erwartet Rohr eine Menge. „Sie werden für das Selbstvertrauen der Nation spielen“, prognostizierte er angesichts der jüngsten Konflikte in dem westafrikanischen Land. „Das Team will ein Symbol darstellen, es wird noch motivierter sein.“ Doch auch Malis Coach Patrice Carteron traut dem Niger einiges zu: „Das wird ein schwerer Gegner für uns.“