Russlands Liga startet: Kuranyi auf Meisterjagd
Moskau (dpa) - Mit prominenten Neuzugängen und Investitionen in Rekordhöhe startet Russlands Eliteliga in das Europameisterschaftsjahr. Bis Mai machen die acht stärksten Teams in einer Meisterschaftsrunde den Titel unter sich aus.
Vorne dabei: Dynamo Moskau mit Ex-Nationalspieler Kevin Kuranyi.
„Auf Platz eins ist der Rückstand schon groß - aber eine kleine Hoffnung bleibt“, sagte der 30-Jährige kurz vor dem Start der Nachrichtenagentur dpa. Derzeit liegt Dynamo sieben Punkte hinter Titelverteidiger Zenit St. Petersburg auf Rang drei. Aber noch sind zwölf Partien zu spielen.
Mit der Großbank VTB im Rücken hat der einstige Geheimdienstclub auf dem Transfermarkt richtig geklotzt. Allein 19 Millionen Euro sollen für den Ungarn Balázs Dzsudzsák (25) an den Kaukasusverein Anschi Machatschkala geflossen sein - europaweit der teuerste Wechsel des Winters. Hinzu kommt für acht Millionen Euro der Ecuadorianer Christian Noboa (26) von Rubin Kasan. „Unsere Mannschaft hat das Potenzial, noch viel zu erreichen“, sagt der frühere Schalker Kuranyi.
Doch auch die anderen Topteams haben kräftig aufgerüstet. Auffällig: Wenige Monate vor der EM kehrten drei russische Nationalspieler aus der englischen Premier League in ihre Heimat zurück, um Spielpraxis zu sammeln. Auswahlkapitän Andrej Arschawin (30) wechselt - zunächst auf Leihbasis - vom FC Arsenal zu seinem Heimatverein Zenit. Dinijar Biljaletdinow (27, FC Everton) verstärkt Rekordmeister Spartak Moskau, der nur einen Punkt hinter Dynamo auf Platz vier liegt. Und Roman Pawljutschenko (30, Tottenham Hotspur) stürmt nun für den Hauptstadtclub Lokomotive, der derzeit Sechster ist.
Einen der spektakulärsten Wechsel aber gab es auf der Trainerbank. Das neureiche Anschi Machatschkala - derzeit Siebter - lässt seine Startruppe um den Kameruner Samuel Eto'o nun vom Niederländer Guus Hiddink trainieren, der seit seiner Zeit als russischer Auswahlcoach im Riesenreich äußerst beliebt ist. Als Einstandsgeschenk präsentierte ihm Präsident und Milliardär Sulejman Kerimow für geschätzte 14 Millionen Euro den Ex-Herthaner Christopher Samba (27) von den Blackburn Rovers - dank einer Vertragsklausel profitierte auch der abstiegsgefährdete Bundesligist von dem Transfer.
Anschi ist am Montag der erste Gegner von Dynamo. „Das ist ein ganz schwerer Brocken“, sagt Kuranyi. „Aber wir wollen natürlich mit einem Sieg starten.“ Dabei helfen wollen auch zwei weitere ehemalige Bundesligaprofis: Andrej Woronin (Mainz, Leverkusen, Hertha) hat sich in Moskau längst als Führungsspieler etabliert. Schwieriger ist es hingegen für Mittelfeldspieler Zvjezdan Misimovic (Wolfsburg), der sich bislang nicht durchsetzen konnte.
„Er ist ein Spieler mit hoher Qualität und davon können wir nicht genug haben“, lobt Kuranyi. „Zvjezdan hat außerdem das Zeug, sich hier durchzusetzen.“ Während Misimovic noch bei der Meisterjagd helfen will, muss ein anderer früherer Bundesligaliebling gegen den Abstieg spielen. Alexander Hleb heuerte nach seinem verpatzten Gastspiel beim VfL Wolfsburg im südrussischen Samara an.
Mit der Umstellung auf den westlichen Kalender mit Saisonende im Mai - bislang dauerte die Saison stets von März bis November - will das Ausrichterland der Weltmeisterschaft 2018 auch international konkurrenzfähiger werden. Entscheidend wird nun sein, welche Mannschaft die lange Spielpause seit Anfang Dezember am besten verkraftet hat. „Es fühlt sich nach der langen Pause und der langen Vorbereitung an wie ein Saisonstart“, meint Kuranyi.