Saisonstart in Spanien: Real-Ansturm auf Barça-Domäne
Madrid (dpa) - Startschuss für die erfolgreichste Fußball-Liga der Welt: In Spaniens Primera División, die in den vergangenen zwei Spielzeiten die Gewinner in der Champions League, der Europa League und im europäischen Supercup stellte, rollt von diesem Freitag an wieder der Ball.
Die spanischen Clubs - allen voran der FC Barcelona und Real Madrid - gewannen nach einer Aufstellung der Zeitung „El País“ seit 2000 insgesamt 23 Titel in europäischen Vereinswettbewerben, weit vor den Vereinen aus England (6), Italien (5) und Deutschland (3).
Der Titelkampf in der spanischen Liga ist seit zwei Jahren kein Duell zwischen Real Madrid und dem FC Barcelona mehr, sondern ein Dreikampf, in dem auch Atlético Madrid mitmischt. In dieser Saison will es das Team von Trainer Diego Simeone wieder wissen: Die Rot-Weißen gaben 125 Millionen Euro für neue Spieler aus, mehr als die Topclubs Real und Barça. Keiner der spanischen Vereine landete in diesem Sommer einen Supertransfer mit Ablösesummen in einer Größenordnung von 100 Millionen Euro, wie sie vor zwei Jahren für Gareth Bale oder Neymar gezahlt worden waren.
Der wichtigste Neuzugang bei Real Madrid sitzt auf der Bank: Trainer Rafael Benítez löste den zuletzt erfolglosen Carlo Ancelotti ab. Der neue Coach wird das Spielsystem entscheidend ändern. Weltmeister Toni Kroos dürfte wieder eine Schlüsselrolle im Mittelfeld spielen. Benítez ist - anders als sein Vorgänger - ein Anhänger einer bis ins Detail ausgefeilten Taktik und einer stabilen Defensive.
Im Angriff will er Bale eine wichtigere Rolle zuschreiben. Der Waliser hatte seine hohe Ablösesumme bisher nicht rechtfertigen können. Dies könnte sich jedoch als ein heikles Unterfangen erweisen: Cristiano Ronaldo wird großen Wert darauf legen, dass er der Superstar im Team bleibt. Der Weltfußballer wird sich nicht damit abfinden, die zweite Geige hinter Bale zu spielen.
Real steht nach den Fehlschlägen in der vorigen Saison unter Erfolgszwang. Der letzte Titelgewinn in der Liga liegt gut drei Jahre zurück - eine lange Zeit für den Rekordmeister. Die Königlichen wollen die Dominanz des FC Barcelona brechen und wieder die Nummer eins im spanischen Fußball werden. Mit spektakulären Transfers hielt sich Clubpräsident Florentino Pérez jedoch zurück. Die teuersten Neuverpflichtungen waren der Brasilianer Danilo (31 Millionen Euro Ablöse) und der Kroate Mateo Kovacic (30). Beide werden sich einen Platz in der Stammelf erst noch erkämpfen müssen.
Der FC Barcelona geht mit derselben Elf in die neue Spielzeit, die in der Vorsaison das Triple von Meisterschaft, Pokal und Champions League gewonnen hat. Dies geschieht allerdings nicht ganz freiwillig: Wegen eines Transferverbots des Weltverbandes FIFA dürfen die Katalanen ihre Neuzugänge - Arda Turan und Aleix Vidal - erst im Januar 2016 einsetzen. Torwart Marc-André ter Stegen wird in der Liga möglicherweise wie bisher die zweite Wahl hinter dem Chilenen Claudio Bravo sein.
Barça erlitt gleich zum Saisonstart einen herben moralischen Rückschlag. Mit dem Scheitern im spanischen Supercup an Athletic Bilbao platzte der Traum von einem sechsfachen Titelgewinn im Jahr 2015, wie er dem heutigen FC-Bayern-Coach Pep Guardiola 2009 mit den Blau-Roten geglückt war. Es zeigte sich, dass das Barça-Team neben seinen Superstürmern Lionel Messi, Neymar und Luis Suárez erhebliche Schwächen aufweist - und zwar in der Abwehr und in der zweiten Garnitur. „Messi kann mit einer Abwehrreihe fertig werden, aber nicht mit zwei - mit der des Gegners und mit der eigenen“, witzelte ein Kommentator.