„Spiel der Schande“: Erste Kritik an Coach van Gaal
London (dpa) - Nach dem „Spiel der Schande“ gab es erste Kritik am neuen United-Trainer Louis van Gaal. Trotz neun verletzter Spieler hatte der ehemalige Bayern-Coach die meisten seiner einsatzbereiten Stammspieler zu Hause gelassen.
Der englische Fußball-Rekordmeister Manchester United verlor prompt mit 0:4 im Liga-Pokal bei den Milton Keynes Dons - einem Drittligisten. „Es ist ein neuer Tiefpunkt erreicht“, stellte der „Independent“ am Tag danach fest.
Der „Telegraph“ nannte van Gaals Entscheidung, Leistungsträger wie Wayne Rooney oder Robin van Persie zu schonen, obwohl der Club in dieser Saison nicht im internationalen Wettbewerb vertreten ist, „einen Fehler“. Der als „Heilsbringer“ geholte Niederländer verteidigte sich: „Wir bauen ein Team auf. Das können wir nicht in einem Monat oder sogar in einem Jahr. Es ist sehr enttäuschend, aber ich hoffe, die Fans behalten ihr Zutrauen in unseren Club“, kommentierte der Trainer. Diese Sätze haben die United-Fans zuletzt oft gehört - von van Gaals Vorgänger David Moyes.
Nach der Heimpleite gegen Swansea City und dem Remis beim AFC Sunderland enttäuschte der einstige Abo-Meister nach der verkorksten vergangenen Saison auch im dritten Duell der neuen Spielzeit. Die Hoffnungen der frustrierten Anhänger ruhen seit Dienstag noch mehr als je zuvor auf Neuzugang Angel Di María. Der argentinische Nationalspieler machte seinen Wechsel für die britische Rekordsumme von 75 Millionen Euro von Real Madrid nach Manchester unmittelbar vor dem Anpfiff der Pokal-Partie perfekt. „Am Tag, an dem van Gaal einen Engel verpflichtete, wurden United nicht nur bloß die Flügel gestutzt, sie wurden abgetrennt mit einer Kettensäge“, urteilte die „Sun“.
Laut der Boulevardzeitung wird Di María bei den Red Devils pro Woche 200 000 Pfund verdienen. Das ist beinahe viermal so viel wie alle Kicker der MK Dons zusammen. Dennoch wird der Dribbelkünstler nicht alle Probleme bei ManUnited lösen können. In Milton Keynes gab sein Team zwar auch den ersten Schuss auf das Tor der Dons erst in der 72. Minute ab, es haperte aber erneut vor allem in der Abwehr. Die Gegentore fielen zum Teil nach haarsträubenden Fehlern, so dass die Medien van Gaals Formation mit Dreierkette als Desaster bezeichneten. Eins ist klar: Bis zum Ende der Wechselfrist muss der Niederländer einkaufen. Höchste Priorität: Einen weiteren Abwehrspieler und einen Akteur für das defensive Mittelfeld.
Dass United zum ersten Mal seit 1995 wegen der schwachen Vor-Saison überhaupt in der zweiten Runde des Liga-Pokals antreten musste, wäre schon entwürdigend genug gewesen. Doch es kam noch schlimmer. In den Zeitungen auf der Insel gab es für die Spieler am nächsten Morgen die Quittung für die miese Leistung: „Das war eine der größten Demütigungen von United - Peinlich für alle großartigen Spieler, die jemals dieses Trikot getragen haben“, hieß es in der „Sun“. Der „Telegraph“ nannte das Duell das „Spiel der Schande“.
Nachdem die Dons-Anhänger den Gegner schon währenddessen mit dem Chorus „Ihr seid nicht mehr länger berühmt“ verhöhnt hatten, griff die Zeitung dies auf und schrieb nach der Partie: „United ist auch nicht mehr beängstigend, nicht mehr organisiert, nicht mehr selbstbewusst. United ist nicht mehr im Cup. Sie sind raus, noch bevor Manchester City mitspielen musste“.