Straßenschlachten nach erstem River-Plate-Abstieg
Buenos Aires (dpa) - Steine aufs Spielfeld, abgefackelte Autos und geplünderte Geschäfte: Nach dem ersten Abstieg des argentinischen Fußball-Rekordmeisters River Plate in seiner 110-jährigen Geschichte brachen in Buenos Aires alle Dämme.
Bei stundenlangen Straßenschlachten zwischen Randalierern und der Polizei gab es mehr als 70 Verletzte - darunter 33 Ordnungshüter - und 50 Festnahmen. Zwei Polizisten erlitten Schädelbrüche, ein Schwerverletzter musste mit dem Hubschrauber vom Trainingsplatz des Stadions abgeholt werden.
Im Stadion selbst waren zuvor bereits Steine geflogen. Das 1:1 im Relegations-Rückspiel gegen den Zweitligisten Belgrano reichte für River Plate nicht zum Klassenerhalt. Das Hinspiel in Córdoba hatte der Traditionsclub 0:2 verloren. Damit spielt der 33-malige Champion in der kommenden Saison nicht mehr im Fußball-Oberhaus.
Nach dem Abpfiff verweigerte Clubpräsident Daniel Passarella den von Fans geforderten Rücktritt. „Mich bekommen sie nur tot hier weg“, sagte der Kapitän der argentinischen Weltmeister-Mannschaft von 1978 in dramatischem Tonfall. Im River-Plate-Stadion hatte er einst den WM-Triumph bejubelt, nun erlebte Passarella dort den bitteren Gang in die Zweitklassigkeit. Im Volksmund werden die Clubchefs von River Plate abwertend „Millionäre“ genannt, ihnen wird Dekadenz, Realitätsferne und Misswirtschaft vorgeworfen. Die Strukturen in dem Verein gelten als verkrustet.
In der Liga war River Plate zwar Neunter geworden, allerdings wird in Argentinien der Abstieg über die Gesamt-Punktzahl der vergangenen drei Spielzeiten entschieden. Da das Team in den zwei Jahren zuvor ganz schlecht abgeschnitten hatte, musste es in die Relegation.
Die entscheidende Partie fing zwar gut an für River Plate: Mariano Pavone erzielte vor 60 000 Zuschauern bereits in der fünften Minute die Führung für die Hausherren. Doch Guillermo Farré sorgte in der 61. Minute für den Ausgleich. Als dann auch noch Pavone einen Elfmeter verschoss, war das Schicksal von River Plate besiegelt.
Die Hoffnung einiger Anhänger verwandelte sich in Wut: Es flogen erste Steine auf das Spielfeld, der Schiedsrichter pfiff das Spiel schon in der 89. Minute ab. Rund um das Stadion versuchten 2000 Polizisten vergeblich, das Chaos zu verhindern. Autos gingen in Flammen auf, und noch zehn Blocks vom Stadion entfernt wurden Geschäfte geplündert.
In und um die Arena zerstörten Hooligans unter anderem den Wagen eines Fernsehsenders. Die rund 3500 Fans des Aufsteigers Belgrano konnten aus Sicherheitsgründen erst drei Stunden nach Spielende aus dem Stadion gelassen werden, um sich auf die 700 Kilometer lange Rückfahrt nach Córdoba zu machen.
Häme und Spott gab es von Fans des Lokalrivalen Boca Juniors - sie planten nach dem River-Abstieg in Buenos Aires eine feierliche „Abstiegs-Prozession“. Aber auch ihr Team gibt ihnen derzeit wenig Grund zur Freude: Der einstige Club von Idol Diego Maradona wurde in der abgelaufenen Saison nur Siebter.