Trotz Besatzung: Palästinenser-Fußball im Kommen
Ramallah (dpa) - Der erste Titel für die Fußball-Auswahl Palästinas hat im Land einen Sturm der Begeisterung ausgelöst.
„Lasst sie mindestens einmal in ihrem Leben froh und glücklich sein“, rief ein palästinensischer Kommentator beinahe ekstatisch nach dem 1:0-Sieg des Teams gegen die Auswahl der Philippinen im AFC Challenge Cup auf den Malediven. Die schlecht ausgestattete und unter den widrigen Umständen der israelischen Besatzung trainierende Mannschaft hatte am Freitag erstmals einen großen Sieg errungen.
Zwar existiert der von den Vereinten Nationen schon vor bald zwei Jahren anerkannte Staat Palästina nach dem erneuten Scheitern der Friedensgespräche mit Israel weiterhin nur auf dem Papier. Aber der Sieg einer „Nationalmannschaft“ Palästinas ist vielen wie ein Vorgeschmack auf den seit so langer Zeit ersehnten eigenen Staat.
Das einzige Tor der Begegnung durch Aschraf Numan in der 58. Minute sicherte dem Außenseiter nicht nur den Pokal, sondern - vielleicht noch wichtiger - die Qualifikation für den Asien-Cup im kommenden Jahr in Australien. Dieser Sieg bescherte nicht nur den vier Millionen Palästinensern im israelisch besetzten Westjordanland und im weitgehend abgeschotteten Gazastreifen einen Grund zum Feiern. Auch die Millionen Palästinenser, die in der Folge von Flucht und Vertreibung im Zuge des israelischen Unabhängigkeitskrieges 1948 heute in aller Welt leben, jubelten über den Sieg „ihrer“ Mannschaft.
Selbst palästinensische Fußballexperten wurden von dem Erfolg überrascht. „Um ehrlich zu sein: obwohl die besten palästinensischen Spieler weltweit im Aufgebot waren, hätte niemand damit gerechnet, dass sie es so weit bringen würden“, sagte Ahmed Bukari von dem Sport-Portal palsport.com. „Es war wirklich unglaublich schwierig, unsere Spieler überhaupt an einem Ort zu versammeln und als Mannschaft zu trainieren“, sagt er.
Das palästinensische Team wird „al-Fidaee“ genannt, auf Arabisch Kämpfer. Zu der bunt gemischten Truppe gehören Sportler aus der ganzen Welt. So hat Siegtorschütze Aschraf für jordanische Clubs gespielt. Er stammt aus einem Dorf mit nur 800 Einwohnern in der Nähe der Stadt Bethlehem im Westjordanland. Im Alleingang hatte er in diesem Jahr schon seine Dorfmannschaft zum Sieg in der heimischen Liga geführt. FIFA-Präsident Joseph Blatter höchstpersönlich überreichte den Cup bei einem Besuch vergangene Woche.
Da die israelischen Reisebeschränkungen zwischen dem Gazastreifen und dem Westjordanland einen geregelten Trainingsablauf vor Ort unmöglich machen, wichen die Palästinenser auf arabische Nachbarländer aus. „Nach Katar oder Bahrain zum Beispiel“, sagt Bukari. Die hätten den bettelarmen palästinensischen Fußballverband PFA auch finanziell über Wasser gehalten.
Als Blatter bei den Palästinensern zu Besuch war, bekam er denn auch bittere Klagen über die Israelis zu hören. Die Behinderungen durch die Besatzer würden den palästinensischen Sport „erdrosseln“, sagte PFA-Präsident Dschibril Radschub. „Die israelische Regierung legt uns bei Aktivitäten, die wir eigentlich frei ausüben dürfen müssten, ständig Hürden in den Weg“, klagte Palästinenserpräsident Mahmud Abbas im Gespräch mit Blatter. Radschub rief die FIFA sogar auf, Sanktionen gegen den israelischen Verband zu verhängen. Blatter habe zugesagt, bei einer Verbesserung der Rahmenbedingungen zu helfen.