Verrücktes Real: Bale und Last-Minute-Spekulationen
Madrid (dpa) - Weltmeister im Geldausgeben: Mit der Rekordverpflichtung von Gareth Bale hat Real Madrid seine führende Position in der „Liga der Millionen-Transfers“ ausgebaut. Die drei teuersten Transfers in der Fußballgeschichte gehen allesamt auf das Konto der „Königlichen“.
Vor dem Waliser Bale, dessen Ablösesumme sein bisheriger Club Tottenham Hotspur auf 100 Millionen Euro bezifferte, hatte Real-Präsident Florentino Pérez bereits Cristiano Ronaldo für 96 Millionen Euro und Zinédine Zidane für 72 Millionen geholt.
Die Madrilenen bestreiten allerdings, dass es sich bei der Verpflichtung von Bale um einen Rekordtransfer handelt. Offiziell gab der spanische Rekordmeister nicht bekannt, welche Ablösesumme der Club für den 24-Jährigen an Tottenham zahlt, aber hinter den Kulissen legten die Real-Offiziellen Wert auf die Feststellung, dass der Betrag sich „nur“ auf 91 Millionen Euro belaufe.
Dafür haben die Madrilenen einen guten Grund: Sie wollen nicht, dass Ronaldo seinen Nimbus als teuerster Spieler der Welt verliert. Der Portugiese könnte dadurch seine herausgehobene Position im Kader gefährdet sehen. Und der Torjäger reagiert sehr empfindlich, wenn er nicht die Nummer 1 sein kann. Dies bewies er erst kürzlich, als er der UEFA-Gala zur Wahl des besten Fußballers Europas fernblieb, weil er wohl wusste, dass er sich nur mit dem dritten Platz zufriedengeben muss.
Real wirbelte mit der Bale-Verpflichtung kurz vor Transferschluss den Spielermarkt mächtig auf. Die Madrider Presse ging davon aus, dass Mesut Özil der Leidtragende sein würde. Die Sportblätter „Marca“ und „As“ und die „BBC“ in England berichteten, der deutsche Nationalspieler werde wahrscheinlich zum FC Arsenal wechseln. Die Ablöse wurde auf 45 bis 50 Millionen Euro beziffernt. Özil wollte dagegen, wie es hieß, lieber in Madrid bleiben. Dies hatte der Deutsche in der vorigen Woche selbst ausdrücklich betont. Am Montag kam er verspätet zum Treffpunkt der Nationalmannschaft in München.
Real-Präsident Pérez holte seit seinem Amtsantritt im Jahr 2000 elf „Galácticos“ nach Madrid, darunter Superstars wie Luis Figo oder David Beckham. Dafür gab der Club insgesamt mehr als 570 Millionen Euro aus. Diese Summe steht in einem scharfen Kontrast zur allgemeinen Wirtschaftslage im Euro-Krisenland Spanien, die durch eine Arbeitslosenquote von über 26 Prozent und durch ein marodes Bankensystem geprägt ist, für dessen Sanierung das Land Hilfen von 40 Milliarden Euro bei der EU beantragen musste.
Für Pérez sind die Transferzahlungen jedoch keine Ausgaben, sondern Investitionen. Er gab kürzlich die Devise aus: „Wir müssen dafür sorgen, dass Real der reichste Sportverein der Welt bleibt und die höchsten Einnahmen erzielt, damit wir uns die besten Spieler leisten können.“ Als ein Musterbeispiel für diese Strategie gilt Ronaldo, von dem es heißt, er habe seine Ablöse von 96 Millionen Euro wieder eingespielt.
Die Bale-Verpflichtung birgt jedoch Risiken. Der Waliser wird zwar in der Sportpresse hochgelobt, aber er kann kaum Erfolge vorweisen. Er spielte bislang nur elfmal in der Champions League, stand aber noch nie bei einem europäischen Spitzenclub unter Vertrag und gewann noch keinen bedeutenden Titel.
Dass ein Millionen-Transfer auch mal zu einem Reinfall werden kann, zeigt das Beispiel von Kaká. Für den Brasilianer hatte Real vor vier Jahren 65 Millionen Euro an den AC Mailand gezahlt. Der Weltfußballer von 2007 konnte in Madrid die Erwartungen jedoch nicht erfüllen. Nun gab Real den Brasilianer gratis an Milan zurück.
„Pérez verbrät an einem Abend 156 Millionen Euro: Er holt Bale für 91 Millionen Euro und lässt die 65 Millionen für Kaká durch den Schornstein rauschen“, meint der Kolumnist Roberto Palomar in „Marca“. „Das ist reine Verschwendung. In einer Privatfirma wäre ein Mann Pérez längst gefeuert worden.“