Stars and Soccer Was Weltmeister Schweinsteiger in den USA erwartet
Chicago (dpa) - Fußball-Weltmeister Bastian Schweinsteiger steht vor seinem USA-Debüt. Am Samstag könnte er erstmals spielen, wenn sein Team, Chicago Fire, in der Profiliga Major League Soccer (MLS) den kanadischen Konkurrenten Montreal Impact (21.00 Uhr MESZ) empfängt.
Ist Schweinsteiger der einzige Star in der MLS?
Nein, der 32 Jahre alte langjährige Bayernprofi ist in illustrer Gesellschaft. Ashley Cole, der mit dem FC Chelsea 2012 im Finale in München gegen den FC Bayern (und Schweinsteiger) die Champions League gewann, spielt in Los Angeles. Beim New York City FC stehen gleich zwei Topspieler aus Europa unter Vertrag: Andrea Pirlo und David Villa. In Kaká spielt ein weiterer internationaler Titelsammler in den USA. Der brasilianische Weltmeister von 2002 hat für Orlando in 53 Partien 18 Tore erzielt. Noch treffsicherer war Sebastian Giovinco in seiner ersten Saison für Toronto: Der Italiener wurde 2015 mit 22 Treffern Torschützenkönig.
Wie funktioniert die MLS?
Die MLS ist in zwei Ligen getrennt, die Eastern und die Western Conference. Dort spielen jeweils elf Mannschaften. Von März bis Oktober bestreitet jedes Team 34 Partien. Diese umfassen Hin- und Rückspiel gegen die Mannschaften der eigenen Conference sowie eine Begegnung gegen jeden Club der anderen Gruppe. Dazu kommen dann noch drei Spiele, manchmal auch gegen Teams der anderen Liga-Hälfte. Nach den 34 Spieltagen dürfen aus jeder Gruppe die sechs besten Mannschaften in den Playoffs weitermachen, wo dann von Ost und West je ein Finalteilnehmer ermittelt wird. Die Spielzeit 2017 hat bereits begonnen: Chicago startete in der Eastern Conference mit einem Sieg, einem Remis und einer 0:4-Pleite gegen Atlanta .
Was ist die Salary-Cap-Regelung?
Wie in einigen anderen US-Sportarten auch gibt es in der MLS ein Gehaltsbudget für jedes Team. Allerdings ist das wesentlich niedriger als zum Beispiel in der American-Football-Liga NFL: Rund 3,8 Millionen US-Dollar darf ein MLS-Club für Gehälter ausgeben, ein NFL-Team mehr als 150 Millionen. Zudem dürfen die Fußball-Profis normalerweise maximal 480 625 US-Dollar im Jahr verdienen. Damit aber Stars wie Pirlo auch aus finanziellen Gründen die Liga spannend finden, darf jedes Team unter bestimmten Voraussetzungen bis zu drei Spieler nach Belieben entlohnen. Deren Gehalt fließt dann mit maximal 480 625 US-Dollar in das erlaubte Budget ein. Der 37 Jahre alte Profi Pirlo bekam vergangenes Jahr 5,6 Millionen US-Dollar Grundgehalt. Auch Schweinsteiger spielt unter Sonderbedingungen und soll gutes Geld verdienen.
Wie geht es der MLS?
Der Stellenwert in den USA ist vergleichsweise gering. American Football, Basketball, Eishockey und Baseball sind die Spitzensportarten. Doch die MLS ist auf Expansionskurs, holt Spieler wie Schweinsteiger auch deshalb. Das Niveau der Soccer-Liga ist aber nicht vergleichbar mit dem der europäischen Topligen. „Sie ist sehr professionell organisiert, es wird guter Fußball gespielt, vergleichbar mit dem oberen Drittel der 2. Bundesliga“, sagt der ehemalige Nationalspieler Arne Friedrich, der 2013 bei Schweinsteigers neuem Club seine Karriere beendete. „Die Spieler sind unglaublich fit, nur taktisch gibt es noch etwas Nachholbedarf.“
Welche deutschen Spieler haben schon in den USA gespielt?
Schweinsteiger ist kein Pionier. Die Weltmeister Franz Beckenbauer, Gerd Müller und Lothar Matthäus spielten alle mal in Amerika. Die letzten großen Namen waren Torsten Frings und Friedrich, die beide bis 2013 in der MLS kickten. Zudem sind derzeit einige deutsche Fußballer in den USA aktiv, die jedoch weniger berühmt sind: Beispielsweise Florian Jungwirth - früher unter anderem bei Dynamo Dresden und dem VfL Bochum. Er läuft für die San Jose Earthquakes auf.
Welche anderen Länder sind für den Karriereabend beliebt?
Ungewöhnlich war es, als der ehemalige Nationalspieler Manuel Friedrich seine Karrie in Indien bei Mumbai City FC ausklingen ließ. Wie Xavi, der frühere Superstar des FC Barcelona und der spanischen Nationalmannschaft, gehen immer mal wieder Spieler nach Katar. Und seit einigen Jahren ist auch China im Kommen. Amerika-Auswanderer Pirlo riet der MLS deshalb kürzlich, das Salary Cap abzuschaffen. „Sie müssen ein System entwickeln, in dem man Spieler ohne Beschränkungen kaufen und verkaufen kann“, sagte der Italiener der Sportzeitung „Gazzetta dello Sport“. „Jetzt gibt es sogar Konkurrenz aus China.“