Wenger über Özil: „Er hat jedem einen Schub gegeben“
London (dpa) - Arsène Wenger saß im Presseraum des Emirates Stadion, zupfte sich den Anzug zurecht und grinste vergnügt. „Er hat jedem im Club einen Schub gegeben“, sagte der Coach des FC Arsenal nach dem 3:1-Sieg der Gunners über Stoke City.
Jeder im Saal wusste, wen der Franzose meinte: Es war Mesut Özil. Der deutsche Fußball-Nationalspieler benötigte bei seinem Heim-Debüt in der Premier League nur fünf Minuten für seine erste Torvorlage - und nur 80, um sich endgültig in die Herzen der Arsenal-Fans zu spielen.
Schon vor der Partie hatten sich zahlreiche Anhänger der Nord-Londoner vor dem Stadion zu einem Foto versammelt. Alle trugen sie ein Trikot des 50-Millionen-Euro-Kickers. Als Özil später seine Bühne verließ, gab es für ihn Ovationen. Die Atmosphäre im Stadion sei unglaublich gewesen. „Ich liebe es“, twitterte der Profi nach dem Duell, in dem er mit Standardsituationen an allen drei Arsenal-Toren beteiligt gewesen war.
„Gegen Stoke erwartet man nicht, dass man drei Tore nach ruhenden Bällen schießt. Es zeigt, wie wichtig die Hereingaben sind. Wenn man sich Özils Statistiken ansieht, sind die Vorlagen kein Zufall. Es ist die Realität seines Spiels“, lobte Wenger seinen Rekord-Transfer. Wenn Özil vollständig integriert sei, könne man noch mehr von ihm erwarten. Aber er habe bereits jetzt gezeigt, dass er ein großartiger Spieler sei.
Die Fans träumen davon, dass der gebürtige Gelsenkirchener die Gunners endlich wieder zum Titel schießt. Zum ersten Mal seit Dezember 2010 steht der Club an der Tabellenspitze. Damals hielt die Freude nur eine Woche. In den vergangenen sechs Jahren hatte Arsenal am Saisonende stets mindestens zehn Zähler Rückstand auf den Meister. Zuletzt wurde 2005 über den FA-Cup gejubelt. Die Sehnsucht der Fans nach Trophäen ist riesig. So erklärt sich wohl auch ihre „seltsam verehrende Hingabe und die fast schon religiöse Dankbarkeit“, die der „Daily Telegraph“ im Stadion erkannt haben will.
„Alles, was er tat, wurde mit Ooohs und Aaaahs begleitet, sogar die seltenen Fehlpässe. Wenn er zur Ecke schritt, wurde er frenetisch gefeiert, als wäre er ein UN-Helfer auf dem Weg, Hilfsgüter in ein Katastrophengebiet zu bringen“, schrieb die Zeitung. „Sein Name wurde das gesamte Spiel über skandiert, damit auch der Himmel wusste, wie sehr sich die Fans darüber freuten, dass er hier war, am Leben war und dass er Mesut Özil war, alles auf einmal.“
Wenger, den die Fans nach der Auftaktniederlage gegen Aston Villa und den anfänglichen Misserfolgen auf dem Transfermarkt am liebsten vom Hof gejagt hätten, weiß um die Erwartungshaltung nach vier Siegen in fünf Spielen - und nahm Druck von seinem Superstar. Ob Arsenal in dieser Saison ein ernstzunehmender Titelanwärter sei, werde nicht nur von dem Deutschen abhängen. „Die Qualität unseres Zusammenspiels und der Zusammenarbeit wird das entscheiden“, sagte Wenger und grinste immer noch vergnügt.