„Inter-Show für Moratti“ - Ende einer Ära
Mailand (dpa) - Massimo Moratti stand auf und applaudierte. Sichtlich gerührt und den Tränen nahe beklatschte der 68-Jährige die sieben Treffer für seinen Verein Inter Mailand.
Der deutliche 7:0-Auswärtssieg in der italienischen Fußball-Meisterschaft gegen Aufsteiger Sassuolo Calcio war für Moratti ein besonderes Spiel. Nicht nur wegen des Torreigens - es könnte auch seine letzte Partie als Präsident gewesen sein. Der Patriarch will 70 Prozent seiner Club-Anteile an den indonesischen Investor Erick Thohir verkaufen. Noch in dieser Woche soll der Deal fix gemacht werden.
Moratti ließ es sich deshalb nicht nehmen, persönlich nach Reggio nell'Emilia in Norditalien zu fahren, wo Sassuolo seine Heimspiele austrägt. Nach Angaben des „Corriere dello Sport“ begleitete er das Team das erste Mal seit eineinhalb Jahren zu einem Auswärtsspiel. Die Mannschaft begrüßte der Präsident vor dem Anpfiff persönlich in der Kabine. „Der Sieg ist für Moratti“, sagte Trainer Walter Mazzari, der Inter nach einem enttäuschenden neunten Platz im Vorjahr wieder zum Erfolg geführt hat. „Tuttosport“ titelte nach einem der höchsten Auswärtssiege der Mailänder in der Serie A: „Inter-Show für Moratti“.
Monatelang hat dieser mit dem 43 Jahre alten Millionenerben Thohir verhandelt. Für den Indonesier ist der Sport ein Hobby, er besitzt bereits Anteile an Fußball- und Basketball-Clubs in den USA und Indonesien. Vergangene Woche einigten sich beide Seiten, der Kaufpreis soll zwischen 250 und 300 Millionen Euro liegen. „Ich muss an die Zukunft denken und dem Verein bessere Möglichkeiten eröffnen als die momentanen“, begründete Moratti den Schritt. Präsident will er nach Abschluss des Verkaufs nicht mehr sein, für Inter endet dann nach 18 erfolgreichen Jahren eine Ära.
Ein besonderes Spiel war die Partie gegen Sassuolo auch für den Argentinier Diego Milito, der seit vier Jahren für Inter spielt und gemeinsam mit Moratti Erfolge wie die Meisterschaft und den Champions-League-Sieg 2010 feierte. Sieben Monate nach einem Kreuzbandriss gab er sein Comeback und traf gleich doppelt. „Meine zwei Tore sind für Moratti“, sagte Milito. Auch der Präsident lobte den Stürmer überschwänglich: „Seine Rückkehr auf den Platz ist eine ausgezeichnete Nachricht aus sportlicher und menschlicher Sicht.“
Inter ist für Moratti eine Herzensangelegenheit - und umgekehrt lieben ihn die Fans. Für die Anhänger ist der Abschied von dem Patriarchen, mit dem der Club insgesamt 16 Titel holte, besonders schwer. Vor dem Spiel gegen Sassuolo wurde Moratti bei seinem Weg auf die Tribüne von einem Fan angesprochen, wie die „Gazzetta dello Sport“ berichtete. „Präsident, darf ich ihnen die Hand schütteln? Danke für alles, was Sie für uns getan haben“, sagte der Mann und nahm glücklich den Handschlag des lächelnden Moratti entgegen.