Wie Maradona: Neapel träumt vom ersten Scudetto seit 1990

Neapel (dpa) - Selbst Vereins-Ikone Diego Maradona meldete sich aus der Ferne zu Wort. „Zu wissen, dass die Fans in Neapel heute eine so große Freude erleben können, macht mich sehr glücklich“, schrieb der frühere argentinische Fußball-Nationalspieler in einer SMS an seinen Ex-Club SSC Neapel.

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Dieser hatte kurz zuvor mit einem 5:1 (2:0) bei Frosinone Calcio die Hinrunden-Meisterschaft in der Serie A perfekt gemacht. „Jetzt will ich auch den Titel gewinnen“, wird Maradona, mit dem Neapel 1989/90 seinen bislang letzten Scudetto geholt hatte, von Medien zitiert.

Wie zuletzt vor mehr als 25 Jahren mit Argentiniens Fußball-Legende steht Neapel in Italien nach der Hälfte der Saison auf Rang eins. Und wie schon 1989/90 könnte die Saison mit dem Titelgewinn für die Süditaliener enden - davon träumen zumindest die Fans in der Stadt am Vesuv. „Eine Hand am Titel, Neapel ist Winter-Meister“, titelte die „Gazzetta dello Sport“ am Montag, während „Tuttosport“ nach dem zwölften Saisonsieg bereits den „halben Titel für Neapel“ feierte.

Großen Anteil am aktuellen Erfolg des SSC Neapel, der mit sechs Siegen auch durch die Gruppenphase der Europa League marschiert war, hat der argentinische Torjäger Gonzalo Higuain. Mit 18 Treffern aus 19 Spielen führt er die Torschützenliste der Serie A souverän an, ist in der vielleicht besten Form seit langem. „Higuain wie einst Maradona“, schwärmte „Tuttosport“ über die Leistung des 28-Jährigen, der gegen Frosinone mit zwei Toren einmal mehr der Matchwinner war.

Doch auf die Serie der vergangenen zehn Jahre, in denen der Halbzeit-Meister in der Serie A immer auch der spätere Titelträger war, will sich in Neapel niemand verlassen. „Hinrunden-Meister zu sein, ist nichts Wert. Was zählt ist, im Mai ganz vorne zu stehen“, stellte Higuain klar. „Wir müssen alle Spiele so angehen, als ob sie ein Finale wären und genau so weitermachen.“ Und auch Kapitän Marek Hamsik warnte die Fans: „Wir sind sehr zufrieden, aber wir haben noch nichts gewonnen.“

Neapels Erfolgsserie mit 41 Punkten aus 19 Spielen überrascht in Italien viele - genauso wie die Arbeit des oft etwas spröden Trainers Maurizio Sarri. Vor der Saison vom FC Empoli gekommen, coacht der frühere Bank-Angestellte sein Team souverän und gelassen von Erfolg zu Erfolg. „Es war eine gute Leistung, aber das ist auch schon alles. Im Winter wird noch kein Titel vergeben“, kommentierte er den Sieg über Frosinone gewohnt nüchtern. „Das letzte Mal, als wir in diesem Jahr ganz oben standen, haben wir die folgenden Spiele verloren.“

Der gebürtige Neapolitaner ist sich trotz aller Euphorie ohnehin bewusst, dass der Weg zum Titel für seinen Verein noch lang ist. Denn der wiedererstarkte Titelverteidiger Juventus Turin mit Weltmeister Sami Khedira liegt auf Rang zwei nur noch zwei Zähler hinter Napoli. „Juventus ist unser größter Konkurrent. Ich habe sie immer als großen Favoriten angesehen“, sagte Sarri, der ohnehin alle Fragen nach den Titel-Chancen schmunzelnd konterte: „Ich habe noch nie jemanden einen Marathon gewinnen sehen, der nur die halbe Strecke gelaufen ist.“