WM 2022 drücken Probleme - Vorwurf der Sklaverei
Berlin (dpa) - Die Negativ-Schlagzeilen rund um die Fußball-WM 2022 in Katar reißen nicht ab. Nach den Korruptionsvorwürfen rund um die Vergabe der WM-Endrunde schlägt nun der Internationale Gewerkschaftsbund ITUC wegen der Arbeitsbedingungen im Wüstenstaat Alarm.
„Katar ist ein Sklavenhändler-Staat. Um die Infrastruktur zu bauen, werden wahrscheinlich mehr Arbeiter sterben als die 736 Fußballer, die bei der WM auf dem Rasen stehen“, wird ITUC-Generalsekretärin Sharan Burrow in der „Bild“-Zeitung zitiert.
Laut ITUC herrschen in Katar für Arbeiter menschenunwürdige Zustände. Das sogenannte Visa-Sponsoring ermögliche die Auferlegung von Zwangsarbeit, da die Reisepässe der ausländischen Hilfskräfte, die meist aus Nepal oder den Philippinen kommen, von den Arbeitgebern einbehalten werden. Auch seien oftmals versprochene Leistungen und Gehaltszahlungen nicht eingehalten worden. Die Arbeiter müssten zudem in schmutzigen, überfüllten Arbeitslagern leben.
Der Fußball-Weltverband FIFA teilte der Nachrichtenagentur dpa mit, dass „die Achtung der Menschenrechte und internationaler Normen Bestandteil all unserer Aktivitäten ist“. Die FIFA habe bereits Gespräche mit diversen Arbeits- und Menschenrechtsorganisationen geführt, um sichere und würdige Arbeitsbedingungen in den WM-Ausrichterländern zu gewährleisten.
Dies ist nach Angaben von ITUC längst nicht der Fall. Im vergangenen Jahr seien bei den Behörden 6000 Beschwerden über die Arbeitsbedingungen eingegangen. Die Regierung hatte mit der Gründung einer Kommission, die über die Einhaltung der Regelungen wachen soll, auf das Problem reagiert - offenbar aber ohne großen Erfolg. „Unter dem aktuellen Gesetz haben die Arbeitgeber die totale Kontrolle über die Arbeiter. Sie allein entscheiden, ob ein Arbeitnehmer den Arbeitsplatz wechseln, das Land verlassen oder in Katar bleiben darf“, kritisierte Burrow, die mit ihrer Organisation bis Ende März neue Regelungen fordert.
In Katar gibt es das sogenannte Visa-Sponsoring. Demnach benötigen Ausländer zur Arbeitsaufnahme einen Sponsor, der katarischer Staatsangehöriger sein muss. ITUC rechnet damit, dass im Zuge der WM 1,2 Millionen Wanderarbeiter für den Bau von Stadien und anderen WM-Projekten benötigt werden, da in dem Land nur 300 000 Menschen mit katarischer Staatsbürgerschaft leben. Die Beschäftigen dürfen in dem Emirat nicht einer Gewerkschaft beitreten.
So dürfte die WM in neun Jahren weiter für reichlich Gesprächsstoff sorgen. In der Vergangenheit war es wiederholt zu Korruptionsvorwürfen im Zusammenhang mit der Vergabe am 2. Dezember 2010 gekommen. Auch UEFA-Präsident Michel Platini musste sich für sein Votum für Katar rechtfertigen. Der Außenseiter hatte sich in der entscheidenden Abstimmung mit 14:8 Stimmen gegen die favorisierte Kandidatur der USA durchgesetzt.
Auch die Terminierung der Endrunde bereitet den Verantwortlichen Kopfzerbrechen. Da im Sommer Temperaturen von bis zu 50 Grad herrschen können, wird über eine Verlegung des Turniers in die Winter-Monate diskutiert.