WM-Versager ziehen Lehren - Nachwehen bei Niederlanden
Stuttgart (dpa) - Vier WM-Versager haben aus der Endrunde in Brasilien 2014 offensichtlich Lehren gezogen. Vier Achtelfinalisten des Fußball-Events in Südamerika haben in der EM-Qualifikation hingegen überdeutlich mit den Nachwehen des Turniers zu kämpfen.
Spanien, Italien, England und Portugal wollen mit ihren verheißungsvollen Leistungen auf dem Weg nach Frankreich im nächsten Jahr die WM-Enttäuschungen halbwegs vergessen machen. Von den sechs europäischen WM-Achtelfinalisten belegen dagegen gleich vier - Weltmeister Deutschland, Niederlande, Griechenland und Belgien - aktuell nicht den ersten oder zweiten Platz ihrer EM-Qualifikationsgruppe.
Lediglich die Schweiz ist aktuell Zweiter, aber nur aufgrund der besseren Tordifferenz. WM-Viertelfinalist Belgien kann in Staffel B bei einem Spiel weniger noch auf Position eins springen. Frankreich als Ausrichter der von 16 auf 24 Teams erweiterten EM 2016 bleibt der Ausleseprozess komplett erspart.
Vor allem die Niederlande als WM-Halbfinalist sorgt für Ratlosigkeit - auch beim eigenen Nationaltrainer. „Natürlich kriege ich diese Mannschaft wieder in Gang, ich weiß nur noch nicht genau wie“, beteuerte Louis van Gaals Nachfolger Guus Hiddink jüngst.
Fünf Punkte Rückstand hat die „Elftal“ in Gruppe A schon auf einen der beiden direkten EM-Qualifikationsplätze. Dabei zählt diese Staffel mit Kontrahenten wie Island oder Tschechien bei weitem nicht zu den am stärksten besetzten. Die verletzten Arjen Robben (FC Bayern München) und Robin van Persie (Manchester United) fehlen dem Team überdeutlich. Und aus dem vorhandenen Kader hat es Hiddink nicht geschafft, eine Einheit zu formen.
Italien hat das Brasilien-Desaster samt Vorrunden-Aus zu einem Umbruch genutzt. Beim glücklichen 2:2 gegen Bulgarien setzte der neue Nationaltrainer Antonio Conte gleich auf 14 Profis, die von der WM vollkommen unbelastet sind. „Der Coach hat von Beginn an dem Team seinen Stempel aufgedrückt, in taktischen Aspekten, aber auch, was die Ernsthaftigkeit angeht“, sagte zuletzt Kapitän Gianluigi Buffon. Mit elf Punkten aus fünf Partien liegen die Italiener hinter Kroatien derzeit klar auf Kurs EM-Endrunde.
Auf das Prinzip Cristiano Ronaldo setzen weiter die Portugiesen. Bei der WM in der deutschen Gruppe G gescheitert, ist die Mannschaft von Trainer Fernando Santos nach drei Siegen in Serie sogar Spitzenreiter in Gruppe I. Beim jüngsten 2:1 gegen Serbien kamen die vom Madrider Star so abhängigen „Lusos“ sogar ohne Treffer von „CR7“ aus. Ricardo Carvalho und Fábio Coentrão waren stattdessen zur Stelle.
Für die „Three Lions“ mit ihrem weiter verjüngten Kader ist die EM-Teilnahme nach dem fünften Sieg im fünften Spiel in Gruppe E nur noch Formsache. Immerhin vier Siege aus fünf Partien können in Staffel C die von der WM-Blamage offenbar geläuterten spanischen Europameister aufweisen.