Jürgen Klopp zieht den Hut vor seiner Mannschaft

Der BVB-Trainer verfolgt seine ganz eigene Taktik, das Team in Stimmung zu halten.

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Leverkusen. Wenn Jürgen Klopp trotz eines Unentschiedens und einer eher schleppenden zweiten Hälfte mit blendender Laune bei der Pressekonferenz sitzt, dann ist klar, was die Stunde geschlagen hat. Die Saison neigt sich dem Ende zu, das Mögliche ist erreicht. Der BVB-Trainer ist auch im sechsten Jahr in Dortmund zufrieden mit seinen Mannen.

Das Team ist nach den Problemen im Winter längst wieder in der Spur, scheiterte in der Champions League nur hauchdünn am großen Madrid, die erneute Qualifikation für die Königsklasse ist sicher — und zum Abschluss gibt es im DFB-Pokal-Finale am 17. Mai noch mal das große Duell mit dem FC Bayern.

Da kann selbst ein Perfektionist wie Klopp damit leben, dass es sein Team nach einer furiosen ersten Hälfte in Leverkusen (2:2) etwas ruhiger angehen ließ und im zweiten Abschnitt nicht mehr ganz so bissig war. „Wir können ja jetzt nicht so tun, als sei für uns Platz zwei wichtiger als für Leverkusen die Champions League.“ Was in etwa heißen sollte: Seht es uns nach, dass wir am Ende nicht mehr Vollgas gegeben haben.

Das taten ohnehin alle. Denn das, was die 22 Spieler in den ersten 45 Minuten gezeigt hatten, entschädigte für den durchwachsenen zweiten Abschnitt ohne große Höhepunkte. Von Beginn an legten beide Teams ein enormes Tempo vor. Zwar fielen drei der vier Tore nach Standards, aber es hätten durchaus auch einige aus dem Spiel heraus fallen können.

Was auch daran lag, dass Dortmund nach der Pflicht auch zur Kür mit der bestmöglichen Elf angetreten war. Im Gegensatz zu den Bayern, die nach der gewonnen Meisterschaft extrem rotierten und gerade mühsam dabei sind, wieder hochzufahren, schaltete der BVB gar nicht erst runter: „Wir haben richtig Bock, Fußball zu spielen“, sagte Klopp und lobte sein Team besonders dafür, dass es nach den zwei Rückständen „jedes Mal gut reagiert“ habe. Andere Teams, die die Punkte ebenfalls nicht mehr ganz so nötig haben, hätten das vielleicht anders gemacht. Aber nicht der BVB mit diesem Trainer.

Der gab zu, im Vorfeld des Leverkusen-Spiels keinen allzu großen Erfolgsdruck auf sein Team aufgebaut zu haben. Das hätte ihm ohnehin kein Spieler abgenommen. Also versuchte er einfach, die Stimmung hochzuhalten und ein gut gelauntes Team auf den Platz zu schicken, das Spaß am Fußball hat. Das klappte. Auch wenn das Zusammenspiel zwischen Nuri Sahin, Oliver Kirch und Milos Jojic nicht immer reibungslos funktionierte und Robert Lewandowski völlig in der Luft hing.

Dafür drehte Marco Reus einmal mehr auf. Nicht nur, dass der 24-Jährige erneut an beiden Treffern beteiligt war, „entscheidender als sein Talent ist, dass er arbeitet und es ihm Spaß macht, gegen die Kugel zu arbeiten“, sagte Klopp und lehnte sich sichtlich gut gelaunt zurück.