Kampfansagen in Madrid

Vor der Entscheidung des Halbfinals haben sich Real und der FC Bayern auf Offensive geeinigt.

Madrid. Als der Mannschaftsbus den Tross des FC Bayern München am Dienstagnachmittag vom Flughafen Barajas in die Stadtmitte Madrids gebracht hatte und um 14.21 Uhr in der Calle Duque de Medicaneli, einer kleinen Seitenstraße beim Plaza de las Cortes parkte, mussten Philipp Lahm und seine Kollegen eine erste Hürde überwinden.

Viele Schaulustige, darunter pöbelnde Spanier und anfeuernde Deutsche, versperrten den Eingang des „Westin Palace“, den Bayern-Kickern blieb nur der Seiteneingang ins Mannschaftshotel.

Wer einen Blick am Hotelempfang in die „Marca“, Spaniens führende Sportzeitung, warf, erhielt gleich die nächste Botschaft. „90 Minuten im Bernabéu sind sehr lang“, titelten die spanischen Journalisten in deutscher Sprache — ein Zitat von Madrids Star Cristiano Ronaldo, eine Warnung an den FC Bayern. Und ein bisschen wohl auch ein Mutmacher für die Königlichen höchstselbst.

Bayern muss den 2:1-Vorsprung aus der ersten Halbfinal-Partie in München verteidigen, das Finale in München am 19. Mai liegt vor Augen. 80 000 Zuschauern im Estadio Bernabéu sind dazwischen geschaltet. Die letzte Hürde ist hoch.

Bayerns Trainer Jupp Heynckes will im „Kampf der Giganten“, wie er das Spiel selbst nennt, offensiv spielen lassen. Sprachen Torhüter Manuel Neuer und Mittelfeldstratege Bastian Schweinsteiger am Dienstag auffällig oft davon, man müsse möglichst lange „die Null halten“, hält sich ihr Trainer nicht mit Defensivstrategien auf. Heynckes kennt die ungeheuren Emotionen, die sich in diesem Stadion bei großen Spielen entfalten und so manchen Gegner schon zu chaotischem Verhalten getrieben haben.

Aber: „Wir sind gekommen, um ins Finale einzuziehen. Und ich bin zuversichtlich, dass wir das schaffen.“ Womit wir denn auch beim einzigen Fragezeichen wären — das steht hinter dem Einsatz von Bastian Schweinsteiger. Während der Vizekapitän des FC Bayern keinerlei Zweifel erkennen ließ, dass er in Bernabéu von Anfang an aufläuft, spricht Heynckes von einer „Entscheidung, die noch nicht gefallen ist“.

Gut sei, dass „der Bastian“ nach seiner langen Verletzungspause am Samstag 90 Minuten Wettkampfpraxis gehabt und auch am Sonntag voll trainiert habe. „Ich möchte aber noch Eindrücke vom Abschlusstraining haben“, sagt Heynckes.

Im Hinspiel unterliefen Schweinsteiger zwei kapitale Fehler — der eine führte zum 1:1-Ausgleich. Toni Kroos auf der Sechs und davor Thomas Müller auf der Zehn, das wäre am Ende auch die Variante, die eher dem entspräche, von dem Heynckes lange sprach: vom offensiven Denken.

Gleich sieben Bayern-Profis müssen fürchten, im Endspiel nur Zuschauer zu sein. Denn Lahm, Badstuber, Boateng, Müller, Kroos, Gustavo und Alaba wären bei einer Gelben Karte gegen Madrid im großen Finale gesperrt. „Wir müssen uns ausschließlich darum kümmern, ins Endspiel zu kommen“, sagte Präsident Uli Hoeneß dazu. „Es nützt uns gar nichts, keine Gelbe Karte zu kriegen, wenn wir verlieren.“ Zum Abschlusstraining verließen die Bayern das „Westin Palace“ durch die Vordertüre. So wie sie am Mittwochabend auch Bernabéu verlassen wollen.