KFC Uerdingen Die drei KFC-Musketiere
In der Offensive hat der Fußball-Regionalligist zahlreiche Optionen. Einer trifft immer, die Torarmut ist Vergangenheit.
Ein Einwurf, eine Ball-Verlängerung, eine Körperwendung — so entwickelte sich nach 32 Minuten das 1:0 für den KFC Uerdingen in Erndtebrück. Eigentlich keine einfache Gelegenheit zum Einschuss, dennoch erzielte Lucas Musculus das wichtige erste Tor an diesem Tag für die Krefelder. Den Türöffner, wie es heißt. Sein zwölftes Saisontor. Sein achter Treffer in 2018, nachdem sich der 27-Jährige für das zweite Halbjahr viel vorgenommen hatte.
Stürmer gingen in den vergangenen Spielen voran, ebneten den Weg zu Punkten. Musculus gegen Erndtebrück, am vergangenen Dienstag war es Marcel Reichwein, der bei seinem ersten Startelf-Einsatz nach langer Zeit früh zum 1:0 traf, als bräuchte er keine Eingewöhnungszeit, als sei er nie wirklich raus gewesen aus der Mannschaft. Im Heimspiel gegen Oberhausen war es Maximilian Beister, der den Sieg einleitete. Die Verantwortung verteilt sich bei den Krefeldern derzeit auf viele Schultern. Da ist dann auch mal ein Mann unter den Torschützen, der eigentlich die Aufgabe hat, die gegnerischen Angriffe zu stören und zu beenden: Tanju Öztürk traf nach einer Ecke zum 1:0 in Aachen.
Aus dem Spiel heraus aber trifft der KFC nun verlässlicher als noch in der Hinrunde. Dass auch Rechtsaußen Christian Müller bei seinem zweiten Startelfeinsatz in Folge nach langer Zeit sein erstes Ligator für den KFC zum 2:0 in Erndtebrück erzielte — wenn auch mit etwas Glück im Abschluss, er traf den Ball nicht richtig — passt ins Bild. Und so sprach der Erndtebrücker Trainer Florian Schnorrenberg das aus, was viele Gegner in den zurückliegenden Wochen erfahren mussten: „Offensiv war das die beste Mannschaft, die hier gespielt hat. Das war schon top“, lobte Schnorrenberg, wohl wissend, dass nur drei Tage zuvor Aufstiegsrivale Viktoria Köln über ein 1:1 in Erndtebrück nicht hinauskam.
Es genügt nicht bloß, einen Topmann wie etwa Beister aus dem Spiel zu nehmen, der in zehn Spielen seit dem Winter sieben Tore erzielte. Ein anderer findet sich offenbar immer, der den ersten Stich setzen kann. Uerdingens Trainer Stefan Krämer sagte über die hohe Variabilität im Angriff: „Wir sind nicht einfach auszurechnen. So können wir immer reagieren. Auf den Gegner, die Trainingsleistungen, das Bauchgefühl.“
Vor allem in vorderster Front, bei der Wahl Musculus oder Reichwein, die Krämer beide als klassische Neuner sieht, dürfte der KFC-Trainer aufgrund der Erfahrungen der vergangenen Tage wenig Sorgen für den Endspurt in der Meisterschaft haben. Auf die Angreifer ist unter ihm Verlass. „Beide haben ihre Stärken im Strafraum, sind in der Lage, stabil zu treffen. Der läuferische Aufwand beider ist ähnlich hoch.“
Bleibt da nur der Punkt der Chancenverwertung, die Krämer schon gegen Wegberg beim 3:0-Sieg in der vergangenen Woche anprangerte: „Aus den vielen Chancen haben wir zu wenig Kapital geschlagen. Wir hätten früher und zielstrebiger das Spiel entscheiden und für Ruhe sorgen können“, sagte Krämer nach dem Spiel in Erndtebrück.
Verteidiger Christopher Schorch, mit Verdacht auf Muskelfaserriss ausgewechselt, sagte: „Die Torgeilheit fehlt ein bisschen. Wir sollten es uns nicht schwerer machen als nötig.“ Für die Krefelder könnte es im Rennen um Platz eins mit Köln, das am Mittwoch nur 1:1 in Erndtebrück und am Sonntag nur 0:0 gegen Essen spielte, ums bessere Torverhältnis gehen. Zuletzt gab es 22 Treffer in sieben Spielen. Noch aber macht sich die Tor-armut der Hinrunde (19 Tore in 17 Spielen) bemerkbar.