Houbens Sturz gescheitert
De Buhr, Herget und Co. sind erst einmal abgeschmettert. Chaos beim Oberligisten. Der Verwaltungsrat steckt schwer in der Bredouille.
Krefeld. Als Wilfried de Buhr am Montagnachmittag von seinem Haus in Otterbach/Pfalz aufbrach und über die Autobahn gen Krefeld brauste, war der Marketing-Fachmann guter Dinge. Denn ein paar Stunden später sollte de Buhr, schon 2002-2004 Vorstandsmitglied beim KFC, Gewissheit haben und neuer Präsident beim Fußball-Oberligisten werden. Von heute auf morgen, von einer Sekunde zur anderen. Die Demontage des Vorstands war bei der turnusmäßigen Sitzung des Traditionsvereins vom Verwaltungs- und Ehrenrat mit der Führungs-Crew des KFC bis aufs I-Tüpfelchen vorbereitet.
Denn Houben und Co. taten dem mächtigen Verwaltungsrat um Olaf Stiller, einem Unternehmer aus Krefeld, partout nicht den Gefallen, abzudanken. Vorläufiges Ergebnis: Der Vorstand bleibt im Amt, De Buhr, Herget und Schäfer sind in der Warteschleife, derweil einige Verwaltungsrats-Mitglieder (Mario Gabrielli, Dirk Lumme, Norbert Kalwa) nach dem Desaster mit dem Gedanken spielen, zurückzutreten.
Ralf Houben, der offenbar erst im Verlaufe des Sonntagabends wusste, woher der Wind weht und mit dem Vorhaben des Verwaltungsrats konfrontiert wurde, sagte gegenüber der WZ: "Wir sind genötigt worden, von unseren Posten zurückzutreten. Das ist ein starkes Stück. Ich bleibe Vorsitzender des KFC, bis es einen neuen gibt."
Was nun? Die WZ, die exklusiv über das Spiel hinter den Kulissen berichtete, versucht, Licht ins Dunkel zu bringen und das Chaos beim KFC knapp zwei Wochen vor dem ersten Training des Oberliga-Teams zu entwirren.
Nein, der Verwaltungsrat nominiert zwar das Präsidium, kann aber nur bei schwerem Vergehen zur Tat schreiten und den Vorstand absetzen. Auch über ein Misstrauensvotum ist dies möglich.
2. Was ist Houben und Co. vorzuwerfen?
Ralf Houben und sein Vize Otmar Beltau haben einen schweren Stand. Denn die Insolvenz aus dem Jahre 2005 schwebt wie ein Damoklesschwert über der Grotenburg. Die finanzielle Lage ist auch anno 2007 äußerst angespannt, und sportlich ist der Druck größer denn je.
3. Was steckt hinter dem Plan, den Vorstand abzuservieren?
Der Verein steht zweifellos unter großem Druck. In der kommenden Saison geht es fast schon ums Überleben. Das Team muss, um nicht in der Mittelmäßigkeit zu versinken, mindestens Platz vier in der Oberliga belegen, um in die neue vierte Liga zu gelangen. Angesichts der Tatsache, dass der Kader bis dato bei weitem nicht den Ansprüchen genügt, um dieses Ziel zu erreichen, wollte der Verwaltungsrat offenbar die Reißleine ziehen, tief in die Nostalgiekiste greifen und "Namen" präsentieren. Die Idee ist grundsätzlich zu begrüßen, aber auch de Buhr, Herget und Schäfer garantieren nicht den schnellen Erfolg. Der sportliche Stillstand ist zweifellos nicht von der Hand zu weisen, und die Stimmung bei den Anhängern auch alles andere als euphorisch. Mit Trainerfuchs Ristic soll jetzt alles besser werden.
4. Springen durch das Tohuwabohu jetzt möglicherweise die Sponsoren des Vereins ab?
Das ist nicht zu erwarten. Allerdings ist Klaus Hendrichs, der, in Verbindung mit Geschäftsfreunden, dem KFC bei der Verpflichtung des renommierten Trainers Aleksandar Ristic finanziell unter die Arme half, nicht begeistert, was da geplant ist oder war: "Wenn das tatsächlich alles so gelaufen ist, ist das moralisch nicht in Ordnung. Da muss einiges revidiert werden. Mein Engagement für den KFC halte ich allerdings aufrecht."
5. Wie ist jetzt die Position des neuen Cheftrainers Aleksandar Ristic zu beurteilen?
Wolfgang Schäfer, Pokalheld von 1985, Schütze des 2:1-Siegtors beim Cup-Triumph gegen FC Bayern