Lahms Erben: Löw setzt auf Rüdiger und Durm

Essen (dpa) - Für die größte Problemzone des deutschen Fußballs hat Joachim Löw erstmal seine Lösung gefunden. Verheißungsvoll klangen die Worte des Bundestrainers für Antonio Rüdiger und Erik Durm.

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Ob das junge Außenverteidiger-Duo aber langfristig das Erbe von Philipp Lahm antreten kann, ist vorerst offen. Von Weltmeister-Trainer Löw bekamen die Jungstars eine Einsatzgarantie im EM-Qualifikationsspiel am Dienstag gegen Irland. Und auch zum Jahresabschluss, wenn es gegen Gibraltar und Ex-Champion Spanien geht, sollen sich der Stuttgarter und der Dortmunder beweisen dürfen. „Für dieses Spiel plane ich mit den beiden, und sicher auch im November. Sie sind im Moment die erste Option“, sagte Löw bei einer Pressekonferenz am Montag in Essen.

Auf die Zeiteingrenzung „im Moment“ legte Löw bei seinen Ausführungen eine gewisse Betonung und relativierte damit gleich wieder mögliche hohe Erwartungen. Das Risiko von Rückschlägen kalkuliert Löw ein. „Den Außenverteidigern gebe ich viel Zeit. Es war auch klar, dass es nicht möglich sein wird, nach dem Rücktritt von Philipp Lahm jahrelange Weltklasse in ein paar Wochen zu ersetzen. Diese Träume müssen wir uns abschminken“, sagte Löw.

Durm (links) ist zwar Weltmeister, aber auch erst 22 Jahre alt und blieb in Brasilien ohne Einsatz. Rüdiger (rechts) ist sogar ein Jahr jünger und könnte noch bei den Junioren spielen. Mit vier Länderspielen hat der VfB-Verteidiger, den vielen mit dem jungen Jérôme Boateng vergleichen, einen DFB-Einsatz mehr als Durm.

Hört man Löw über seine Perspektivakteure sprechen, könnte man meinen, die beiden sollten sich gegenseitig ein wenig Nachhilfe geben. „Ich sehe bei Erik in vielen Bereichen ein sehr gutes Potenzial. Er ist spielerisch klasse, macht aber ab und zu den einen oder anderen Stellungsfehler“, sagte Löw über den BVB-Verteidiger, der beim 0:2 in Polen bei beiden Gegentoren keine glückliche Figur abgab. Rüdiger hingegen ist defensiv schon sehr robust, muss aber an seinen spielerischen Fähigkeiten arbeiten, um offensiv mehr Akzente setzen zu können, forderte Löw.

Mit Sportdirektor Hansi Flick hat der Bundestrainer schon darüber gesprochen, auf „welchen Positionen Bedarf“ besteht. Dass kaum Außenverteidiger nachkommen, überrascht Löw nicht. „Die guten Fußballer werden in der Jugend nicht auf die Verteidigerposition gestellt. Sie spielen häufiger auf der Zehn oder Acht, da gewöhnen sie sich an offensive Positionen.“ Das Problem habe man erkannt. Lösungsmöglichkeiten würden von Flick erarbeitet, berichtete Löw. Die WM-Variante mit vier Innenverteidigern als Defensivkette soll als einmaliges Notprojekt in die Fußballgeschichte eingehen.

Auf die Schnelle wird es keine Abhilfe geben. Neben Rüdiger und Durm nannte Löw noch den Hoffenheimer Sebastian Rudy als Alternative, die er zum Auftakt der EM-Qualifikation gegen Schottland schon einmal zur Überraschung vieler auf rechts getestet hatte.

Die Historie der Problemzone Außenverteidiger ist lang und hatte auch schon Löws-Vorvorgänger beschäftigt. Auf kaum einer anderen Position wurden so viele Kandidaten ausprobiert. Löw hat nun die EM 2016 als zeitliche Referenz ausgerufen. Bis dahin muss sich eine personelle Konstanz ergeben haben, sagte Löw.