Abschlusstraining in Mailand Löw-Elf motiviert für Italien-Rekord

Mailand (dpa) - Für den Weltmeister geht es nach der Papst-Audienz wieder um Fußball. Auf der Reise von Rom nach Mailand ordnete Joachim Löw sein Personal, mit dem er zum Abschluss des Länderspiel-Jahres den Klassiker gegen Italien angehen und den historischen dritten Sieg in Serie sichern will.

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„Es sind andere Vorzeichen als bei der EM, wo viel auf dem Spiel stand. Beide Mannschaften können befreit von diesem Druck in der Offensive mehr tun“, sagte der Bundestrainer und erwartet so ein attraktives 35. Aufeinandertreffen der beiden viermaligen Weltmeister.

Die verjüngte deutsche Nationalmannschaft will am Dienstag (20.45 Uhr) im altehrwürdigen San Siro „den positiven Trend fortsetzen“, betonte Manager Oliver Bierhoff: „Nicht nur vom Ergebnis, sondern auch von der Art und Weise.“ Gegen Italien kann das DFB-Team seinen dritten Sieg in Serie einfahren. Das gelang in bislang 34 Spielen seit 1923 noch nie. In diesem Jahr gewann man zunächst den Test im März in München mit 4:1 und schaffte dann mit dem packenden 6:5 im Elfmeterschießen im EM-Viertelfinale von Bordeaux den ersten Pflichtspielsieg überhaupt gegen den langjährigen Angstgegner.

Löw kündigte bereits an, dass der junge Wolfsburger Yannick Gerhardt (22) als 86. Debütant in seiner Amtszeit gegen die Mannschaft des neuen italienischen Nationaltrainers Giampiero Ventura als Linksverteidiger in die Startelf rückt. Noch eine weitere Premiere gibt es in Mailand: Erstmals bei einem Spiel mit deutscher Beteiligung kommt ein Video-Schiedsrichter zum Einsatz, der wichtige Entscheidungen des Referees auf dem Platz korrigieren kann und soll.

Erst einmal aber waren Trainer, Spieler und Offizielle noch beeindruckt von der Begegnung mit dem Papst. „Für uns alle war es sehr bewegend und beeindruckend“, berichtete der Bundestrainer von der Privataudienz im Vatikan. „Mit seinen Worten hat er uns alle erreicht“, sagte Löw. Auf jeden Fall sei es die richtige Entscheidung gewesen, nach dem 8:0-Kantersieg in der WM-Qualifikation bei den Amateuren von San Marino nach Rom zu gehen. „Das war gut für die Mannschaft, den Teamgeist“, betonte der DFB-Chefcoach. Mit dem Abschlusstraining am Montagabend in Mailand aber sollte wieder alle Konzentration auf der Partie gegen die Azzurri liegen.

„Das Umschalten geht schnell, wir sind es gewohnt“, betonte Abwehrmann Mats Hummels. Noch am Montagfrüh hatte er mit seinem Bayern-Kollegen Thomas Müller sowie Benedikt Höwedes, Mario Gomez und Ilkay Gündogan zu jener Spieler-Abordnung gehört, die dem argentinischen Papst ein signiertes deutsches Weltmeister-Trikot mit der Unterschrift „Fußball verbindet uns“ überreichten.

Am Abend wurde dann im Stadion Giuseppe Meazza besonders die Spielfähigkeit von Mario Gomez überprüft. Der Wolfsburger Stürmer stand beim nur 15 Minuten für Medien geöffneten Abschlusstraining mit auf dem Platz. Gomez hatte sich in San Marino einen Bluterguss im Oberschenkel zugezogen. „Sollte Mario Gomez Probleme haben, werden wir kein Risiko eingehen“, betonte Löw. Der Bundestrainer will keine Verletzungen riskieren.

„Ich mache mir ganz konkrete Gedanken, wie ich die Belastungen der Spieler verteilen will“, sagte der 56-Jährige. Was auch als klare Reaktion auf die jüngste Kritik von Bayern-Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge an den Terminen und Gegner der Nationalmannschaft verstanden werden darf. „Von daher kann sich kein Verein beschweren. Kein Spieler wird überbelastet zurückkommen“, versprach Löw.

Nach mehreren Absagen sind vor dem brisanten Bundesliga-Duell BVB kontra Bayern am kommenden Samstag ohnehin nur zwei Dortmunder und drei Münchner mit in Mailand. Auch Leverkusens Liga-Auftritt schon am Freitag habe er im Kopf, bemerkte Löw.

Da im Test gegen Italien sechs Spieler gewechselt werden können und Löw schon allen Akteuren seines Kaders für den Doppelspieltag mindestens einen Einsatz versprochen hatte, wird er die Belastung verteilen. Neben Gerhardt, Bernd Leno im Tor und dem auch in die Startelf rückenden Benedikt Höwedes hatten auch Sebastian Rudy, Shkodran Mustafi, Jonathan Tah und Julian Weigl in San Marino nicht auf dem Platz gestanden.

Ob sich der Papst als bekennender Fan Argentiniens das Freundschaftsspiel Italien gegen Deutschland anschauen wird, kam bei der Audienz nicht zur Sprache. Vor allem die soziale Komponente des Sports stand im Vordergrund. „Siege im Fußball sind immer Mannschaftssiege. Ihre Mannschaft definiert sich über diese Qualität. Dabei sind Siege im Spitzensport nicht nur von einer großen Disziplin abhängig, sondern auch von Verantwortung und Respekt füreinander“, betonte das Oberhaupt der katholischen Kirche in seiner Ansprache.

Ein bisschen aber ging es auch um das Fußball-Herz, dass die Begegnung mit den deutschen Fußballern dem Papst geöffnet habe, wie DFB-Präsident Reinhard Grindel beobachtet hatte. Franziskus ist nicht nur Ehrenmitglied des argentinischen Erstligisten San Lorenzo de Almagro, sondern auch von 1860 München. Darauf wies der DFB-Chef in seiner Ansprache im Vatikan hin. So sei der Papst „auch Weltmeister geworden“, übermittelte Grindel dem Heiligen Vater.