Löw: Philipp Lahm ist Spieler des letzten Jahrzehnts

Zürich (dpa) - Fragen an Joachim Löw nach der Weltfußball-Gala. Der Bundestrainer wurde nach dem Gewinn des WM-Titels in Zürich als Welttrainer 2014 ausgezeichnet.

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Wie fühlt sich der Titel Welttrainer an?

Joachim Löw:Das fühlt sich schon gut an im Moment. Darauf kann man auch stolz sein, weil es das Produkt und das Ergebnis von vielen Jahren Arbeit mit einem Team beim DFB, mit dem Verband, der Liga und einem großartigen Team ist.

Spornt so eine Auszeichnung auch an? Weltmeister und Welttrainer, viel mehr geht ja eigentlich nicht.

Löw:Das ist natürlich auch Motivation, das alles wieder zu bestätigen. Das ist die Herausforderung in den nächsten Jahren, dass wir weiterhin versuchen, in der Weltspitze zu bleiben, oben zu bleiben. Das wird schwieriger, als nach oben zu kommen. Spanien ist ein gutes Beispiel für uns. Die Spanier haben drei Titel in Folge gewonnen, das wird nicht so einfach. Das ist vielleicht die Herausforderung für die nächsten Jahre.

Es war ein deutscher Abend hier in Zürich. Ist es schlimm, dass Manuel Neuer nicht den Titel als Weltfußballer gewonnen hat?

Löw:Aus meiner Sicht bin ich natürlich ein bisschen enttäuscht für den Manuel. Er hat ja auch ein ganz neues Torhüterspiel gezeigt bei der WM. Das gab es noch nie, das war etwas Einmaliges. Er ist natürlich der beste Torhüter. Auf der anderen Seite muss man ehrlicherweise auch sagen, Ronaldo und Messi sind zwei überragende Spieler, die jedes Jahr 50, 60 Tore erzielen. Jeder der drei Spieler hätte es verdient gehabt, den Titel zu gewinnen. Es gibt aber auch noch einen Spieler des Jahrzehnts, den müsste die FIFA mal wählen demnächst. Das ist zum Beispiel Philipp Lahm, der bei drei Weltmeisterschaften, 2006, 2010, 2014, zweimal im Halbfinale war, einmal den WM-Pokal gewonnen hat und bei jedem Turnier überragende Leistungen gezeigt hat. Er ist für mich so ein Spieler des letzten Jahrzehnts.

Neuers Handicap war vielleicht auch, dass sich die Stimmen auf verschiedene deutsche Weltmeister verteilt haben?

Löw:Klar, bei uns gab es nicht diesen einen einzigen Superstar, der herausgeragt hat, wie bei Portugal oder bei Brasilien oder auch bei Argentinien. Bei uns war es eine überragende Mannschaftsleistung mit vielen überragenden Spielern, wo jeder seine Aufgabe erfüllt hat. Sicherlich sind viele Spieler von uns bei dieser WM über sich hinausgewachsen.

Waren die vergangenen Monate die schönste Zeit für Sie?

Löw:Ja. Jetzt am Jahresende war es natürlich auch so, dass man die WM gedanklich ein bisschen abhakt und nach vorne schaut. Das ist das Wichtige. Das war natürlich noch mal ein schöner Abschluss vom WM-Jahr, da gab es auch noch mal eine Gänsehaut. Aber im Grunde bin ich mit meinen Gedanken schon nach vorne orientiert.